Die Suche nach einem neuen Chef für den Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio scheint gefunden. Markus Pinger soll Fritz Oesterle folgen.

Frankfurt - Der neue Chef für den Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio scheint gefunden. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung wird der Aufsichtsrat des Unternehmens am Donnerstag entscheiden, den 47-jährigen Markus Pinger zum Nachfolger von Fritz Oesterle zu küren.

 

Pinger ist seit sechs Jahren Vorstandsmitglied des Hamburger Nivea-Herstellers Beiersdorf und war dort unter anderem für die Lieferkette und die Markenführung zuständig. Der Manager hat nach Informationen aus dem Unternehmensumfeld bereits Gespräche mit den Aufsichtsratsmitgliedern geführt. Auch beim Aufsichtsratschef des Celesio-Mehrheitsaktionär Haniel, Franz Markus Haniel, ist er vorstellig geworden.

Oesterles Strategie gefiel Haniel nicht

Die Suche nach einem Nachfolger war notwendig geworden, nachdem das Verhältnis Oesterles mit Haniel-Vorstandschef Jürgen Kluge einen Knacks bekommen hatte. Kluge hatte die Strategie des seit 1999 amtierenden Oesterle missfallen, bei Celesio Rückschläge im Großhandelsgeschäft vor allem durch Zukäufe zu kompensieren. Der Medikamentehändler leidet immer wieder daran, dass staatliche Eingriffe in den Gesundheitsmarkt seine Gewinnmargen stark einschränken.

Oesterle hatte zuletzt bekannt geben müssen, dass der operative Gewinn (Ebitda) in diesem Jahr voraussichtlich nur 600 Millionen Euro nach 700 Millionen Euro im Vorjahr betragen wird. Die Aktie war daraufhin auf unter 13 Euro abgestürzt. Am Mittwoch legte das Papier um 3,5 Prozent auf 13,22 Euro zu.

Wird der Vorstand umgebaut?

Das Ausscheiden Oesterles zum 30. Juni war im März bekannt geworden. Danach hatten sich die übrigen Vorstände über von Kluge öffentlich geäußerte Kritik an der Strategie Celesios in einem Brief an den Aufsichtsrat beschwert. Ob Pinger daher auch den Vorstand umbauen will, ist bislang nicht bekannt.

Celesio betreibt über 2300 Apotheken in verschiedenen Ländern und beliefert Zehntausende weitere Apotheken mit rezeptpflichtigen und freiverkäuflichen Produkten. Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen mit 47.000 Mitarbeitern 23,3 Milliarden Euro Umsatz. Zum Konzern gehört unter anderem der Online-Medikamentehändler DocMorris unter dessen Markennamen auch über 150 Apotheken in Deutschland auftreten. Der Hauptaktionär Haniel hält fast 55 Prozent der Anteile an Celesio.