Die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen und der Preiskampf in der Pharmabranche treffen Celesio schwer. Doch Vorstandschef Markus Pinger hat eine neue Strategie.

Stuttgart - Der Sparzwang im Gesundheitswesen in Europa und die Rabattschlachten in der Pharmabranche haben beim Großhändler Celesio den Gewinn einbrechen lassen. Der Überschuss schmolz im dritten Quartal um mehr als ein Viertel auf 59,9 Millionen Euro zusammen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Stuttgart mit. In den ersten neun Monaten schrumpfte der Gewinn sogar um knapp 85 Prozent auf 29,7 Millionen Euro. Der neue Celesio-Chef Markus Pinger will mit einem drastischen Konzernumbau das Ruder herumreißen. Sein Heil sucht er verstärkt außerhalb Europas: In Lateinamerika und im Mittleren Osten.

 

„Langfristig werden wir Celesio zurück auf den Weg von nachhaltigem und profitablem Wachstum bringen“, sagte Pinger. Die Nummer zwei auf dem deutschen Markt hinter dem Mannheimer Pharmahändler Phoenix will sich künftig auf das Kerngeschäft konzentrieren - den Großhandel mit Arznei und die Verbindung zu den Apotheken.

Kosten von bis zu 100 Millionen Euro

„Im Vordergrund stehen die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und die strategische Weiterentwicklung durch Innovationen, Kooperationen und Akquisitionen“, kündigte Pinger an. Wegen der staatlichen Sparmaßnahmen im europäischen Gesundheitswesen will Pinger künftig vor allem in Lateinamerika und im Mittleren Osten expandieren. Diese Märkte entwickeln sich nach Einschätzung von Celesio positiv - mit steigenden Ausgaben für Gesundheit.

Das Umkrempeln des vom Duisburger Familienkonzern Haniel kontrollierten Unternehmens führt zunächst zu einmaligen Kosten von bis zu 100 Millionen Euro. 2012 soll die Reform das Ergebnis stabilisieren und in den Jahren danach mindestens 50 Millionen Euro Einsparungen bringen.

Für 2011 hatte Celesio jüngst die Prognose gesenkt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll nun bei 575 Millionen Euro liegen, nicht mehr wie ursprünglich bei rund 600 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten sank dieser Wert um 18,7 Prozent auf 413,6 Millionen Euro, im dritten Quartal auf 141,9 Millionen Euro (Vorjahr: 184,3 Mio Euro). Der Umsatz ging in den ersten neun Monaten leicht um 1,1 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro zurück, im dritten Quartal auf 5,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,8 Mrd Euro). Celesio beschäftigt weltweit rund 47 000 Mitarbeiter.