Eine Tour durch die Weinberge soll zeigen, wie die Pilger einst durch das Remstal wanderten – und nebenbei Genuss bieten.

Weinstadt - Drei Monate hatte es gedauert, bis Wolfgang Hekeler vor einigen Jahren zu Fuß die Stadt erreichte: Santiago de Compostela, Ziel all derer, die auf dem Jakobsweg zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus pilgern. Heute sorgt Hekeler in seiner Freizeit mit den anderen Mitgliedern der Jakobsweggruppe dafür, dass die Beschilderung auf dem Abschnitt des Jakobswegs zwischen Winnenden und Plochingen gut sichtbar ist. Am kommenden Sonntag hat er mit einigen Weinstädter Wengertern eine kulinarische Wanderung organisiert, die vom Käppele in Endersbach bis in die Weinstube Wilhelm in Strümpfelbach führt. Dort werden die Pilger mit selbstgemachten Maultaschen und Kartoffelsalat empfangen.

 

Sechs Stationen mit Wein

Während der etwa zwei Kilometer langen Wanderung gibt es insgesamt sechs Stationen, an denen die Teilnehmer jeweils den Wein der an den Jakobsweg angrenzenden Weinstöcke verkosten können. „Die Leute sollen unser schönes Remstal ja auch schmecken“, erklärt Werner Kuhnle, dessen Weingut in Strümpfelbach eine Station sein wird. Eine weitere Verschnaufpause machen die Wanderer in der Kelter Endersbach-Beutelsbach. Hier wird der Oberbürgermeister Michael Scharmann die Gruppe begrüßen. Mit spanischem Serrano-Schinken soll sie auf das Ziel der ursprünglichen Pilger – Santiago de Compostela – kulinarisch eingestimmt werden.

Als er vor einigen Jahren tatsächlich in den Wallfahrtsort gewandert ist, sei er zunächst ganz alleine unterwegs gewesen, berichtet Wolfgang Hekeler. Drei Tage nachdem er in den Ruhestand gegangen war, hatte er sich damals einfach auf den Weg gemacht. „Ich war für niemanden erreichbar und wollte mit meinen Gedanken alleine sein“, erzählt er. Konkret geplant habe er seine Pilgerreise nicht. Das habe er allerdings in den doch eher teuren Gaststätten, in denen er in der Schweiz übernachtet hatte, ziemlich bereut. In Spanien habe er dann ab und zu auf dem harten Steinboden in einer Kirche geschlafen, erzählt der Rentner. Das sei als Gegensatz ganz heilsam gewesen.

Pilgerherberge aus dem Jahr 1570

Eine für frühere Verhältnisse einladende Herberge soll es in Strümpfelbach gegeben haben: Historische Funde legen nahe, dass dort einst tatsächlich Pilger, die auf dem Jakobsweg unterwegs waren, einkehrten und übernachteten – in einem alten Fachwerkbau aus dem Jahre 1570. Davon zeugen die noch heute vorhandenen einfachen Kammern im Dachgeschoss, die den Pilgern wohl ein schlichtes Bett aus Leinen boten. Der heutige Hausherr Herbert Wilhelm öffnet für die Wanderer am Sonntag seine historische Herberge und bewirtet sie mit seinem Wein. „Die Leute sollen sehen, wie schön ihre Heimat ist“, sagt Wolfgang Hekeler. Da liege es doch nahe, dass man ein Stück des Jakobswegs gemeinsam bewandere, wenn er schon direkt vor der Haustüre verlaufe.

Anmeldung bis Samstag

Wer an der kulinarischen Wanderung teilnehmen will, kann sich bis Samstag 12 Uhr beim Weingut Kuhnle unter info@weingut-kuhnle.de oder unter der Telefonnummer 0 71 51/6 12 93 anmelden. Die Kosten betragen 24 Euro pro Person inklusive Verpflegung.