Frust bei den Eltern, Schulleitung ist nicht erfreut
All diese Fragen stellten sich zuletzt auch an der Leonberger Gerhart-Hauptmann-Realschule (GHR). Und die aktuelle Situation um die praktischen Computer sorgt nun für ordentlich Frust bei Eltern. Auch die Schulleitung ist nicht gerade erfreut. Denn eigentlich ist das Pilotprojekt an der Bildungseinrichtung zwar gut gelaufen – es endet jedoch nicht eben glücklich.
Die Vorgeschichte: Zum Schuljahr 2021/22 wurde an der GHR eine achte Klasse mit Tablets ausgestattet. Das Projekt sollte dazu dienen, anschaulich zu machen, wie die Geräte den Unterricht und das Lernen verändern. Und es deutete sich an: Das funktioniert. „Mit den Tablets haben die Schülerinnen und Schüler verdammt schnell gelernt“, betont Heike Bauer. Sie ist Mutter einer Schülerin aus der Pilotklasse. „Es gab reihenweise Preise und Belobigungen“, fügt sie hinzu.
„Dass die Technik aus den Schulen nicht mehr wegzudenken sein wird, ist bereits heute klar“, sagte Oberbürgermeister Martin Georg Cohn im Sommer 2021, als das Projekt vorgestellt wurde. Man wolle sich als Stadt darauf bestmöglich vorbereiten und auch Vorreiter in der Region werden. „Unser Pilotprojekt wird dabei helfen, herauszufinden, wie die Vision flächendeckender Tabletklassen realisiert werden kann.“
So weit, so gut. Nur stellte sich damals bereits die Frage nach der Finanzierung des Ganzen. Der Vorschlag: Eltern schließen mit der Stadtverwaltung einen Leasingvertrag ab. Die Gebühr, die monatlich fällig wird, stemmen die Stadt und die Eltern gemeinsam. Die Schüler können das Gerät dann nicht nur im Unterricht, sondern auch in ihrer Freizeit nutzen. Und nach dem Schulabschluss kann das Gerät gekauft werden, wenn der Restwert bezahlt wird.
Die bisher genutzten Tablets müssen zurückgegeben werden
Nun ist der Unmut von Heike Bauer allerdings groß. „Vor ein paar Tagen war der Rektor in der Klasse und hat mitgeteilt, dass die Tablets nach dem Schulabschluss wieder abgegeben werden müssen“, sagt sie. Denn: Die Tablets, mit denen die Schüler gearbeitet haben, waren Leih-Geräte von der Schule. Das bestätigt GHR-Rektor Marc Schwarz. „Diese Tablets sind dafür gedacht, sie den Schülern ausleihen zu können, die sich keines leisten können“, sagt er. Laut seiner Aussage wollte mehr als die Hälfte der Klasse das Leasing-Modell. „Mindestens 14 Kinder“, präzisiert er. Und dass nun die Leih-Tablets für die Zahlung des Restwerts in den Besitz der Schüler übergehen, sei offenbar nicht möglich. „Wir haben angefragt bei der Stadt.“
An vielen Schulen Deutschlands funktioniert ein Leasing-Modell
Es gebe in Deutschland viele Schulen, an denen das Leasing-Modell funktioniere, so Schwarz weiter. Woran es an seiner Schule nun konkret gescheitert sei, wisse er nicht. „Vielleicht haben sich da im Laufe der Zeit die Prioritäten verschoben. Oder vielleicht lief bei der Ausschreibung etwas schief.“ Denn laut dem Schulleiter hätte man die Anschaffung europaweit ausschreiben und sich dabei auch mit dem Gemeinderat abstimmen müssen. „Im Gemeinderat war es aber nie, soviel ich weiß“, so Schwarz.
Alles also ein großes Missverständnis? Nachgefragt bei der Stadt. Pressesprecher Sebastian Küster antwortet: „Im Rahmen der Einführung und Übergabe der Tablets gab es erste Überlegungen, die Geräte möglicherweise auf Leasing-Basis den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung zu stellen.“ Die Stadt habe diese Gedanken zum Anlass genommen, den Förderbescheid und die Fördervereinbarung aus dem Digitalpakt Schule dahingehend zu prüfen. „Dabei stellte sich leider heraus, dass die geförderten Geräte ausschließlich im Rahmen einer Ausleihe zur Verfügung gestellt werden können.“ Küster weiter: „Sollte bei den Schulverantwortlichen, den Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern eine falsche Erwartungshaltung geweckt worden sein, kann die Stadt Leonberg den Unmut nachvollziehen und bittet um Verständnis.“ Zusammengefasst: Dass es mit Sicherheit zu einem Leasingmodell kommen wird, sei nie zu 100 Prozent fix gewesen.
Mutter wirft Stadt Imagekampagne vor
„Leere Versprechungen“, hält Heike Bauer dagegen – und wirft der Stadt eine Imagekampagne vor. So weit geht Marc Schwarz nicht. Es sei jedoch offenbar schon wichtig gewesen, mit der Sache an die Öffentlichkeit zu gehen.
Am Ende kam zwar kein Schüler und keine Schülerin zu kurz, was die Tabletnutzung im Unterricht angeht. Nur müssen die ganzen gesammelten Daten, die sich auf den Geräten befinden, jetzt transferiert werden. Dann hätten die Jugendlichen zumindest noch ein bisschen was davon.