Von dem erfolgreichen Wasserflugzeug „Wal“ gibt es nur noch ein Exemplar. Es war ein Geschenk an Argentinien nach der ersten Überquerung des Südatlantiks. Doch nun präsentiert das Dornier-Museum in Friedrichshafen einen originalgetreuen Nachbau.

Friedrichshafen - Roald Amundsen nahm das von Claude Dornier entwickelte Flugzeug, mit dem er 1925 zum Nordpol wollte, gründlich unter die Lupe, bevor er ins Ungewisse startete. Mit 3000 Litern Benzin, 140 Litern Öl und 350 Kilogramm an Zelten, Schlitten, Waffen und Lebensmitteln an Bord erreichte er nach neunstündigem Flug zwar sein Ziel letztlich nicht, sondern nur 87 Grad und 43 Minuten nördlicher Breite. Aber für damalige Verhältnisse war das schon viel: Er und seine Expeditionsteilnehmer überlebten – und kehrten zumindest mit einem der zwei Flugboote zurück. Seit Mittwoch steht ein Nachbau des legendären Fluggeräts Wal im Dornier-Museum in Friedrichshafen.

 

Der Polarforscher war nur einer von vielen, die damals mit dem Wal die Grenzen des technisch Machbaren ausloteten. Ein Jahr nach Amundsens Polarflug überquerte Ramón Franco mit einer Langstreckenversion, die den Typenzusatz „Plus Ultra“ bekam, als Erster den Südatlantik. Es war der Bruder des spanischen Diktators Francisco Franco. Er flog die Strecke von 10 270 Kilometern in West-Ost-Richtung. Am 26. Februar 1926 kam er nach 59 Stunden und 39 Minuten reiner Flugzeit in Buenos Aires an und überreichte den Wal als Geschenk des spanischen Königs an den argentinischen Präsidenten.

Francos Wal ist heute das einzige noch existierende Originalflugboot der ursprünglichen Baureihe. Als eines der besten Stücke im Transportmuseum von Luján in Argentinien ist es dort unabkömmlich. Nicht zuletzt auch wegen seiner historischen Bedeutung: Schließlich leiteten die Flugboote und die Katapultschiffe, die auf dem offenen Meer als Zwischenstation zum Auftanken dienten, die Ära der Transatlantikflüge ein.

Zwei Jahre haben die Ingenieure gebastelt

In einem kleinen Dorf namens Hereg westlich von Budapest arbeiteten seit Juli 2010 der Restaurator Karl Birczak und ein Team der Stiftung International Aviation Museum, die auch eine bereits in Friedrichshafen ausgestellte Dornier Merkur schufen, am originalgetreuen Nachbau des Rekordfliegers. Birczak schwärmt von der robusten Bauweise des Wals mit der Kennung N 25, der Amundsen bei seiner Expedition begleitete. Der Nachbau sollte nicht einfach nur eine Attrappe sein, sagt Birczak, sondern eine komplette Rekonstruktion. Nur die BMW-VI-Motoren hat man nicht eigens im Detail zusammengebaut – sie sind tatsächlich nur Attrappe.

Rumpf, Leitwerk, Tragflächen, Flossenstummel und Propeller zeugen von solider Handarbeit. Die Tragflächen mit ihrer Spannweite von 22 Metern sind mit 90 Quadratmetern Stoff bespannt, die Einzelteile des rund zwei Tonnen wiegenden Flugzeugs sauber vernietet. Für die Piloten war der wasserfeste Hochdecker ein richtiges Cabrio: Das Cockpit war offen. Hinter ihnen lagen die Frachträume und die Plätze für die wenigen Passagiere.

In Kisten verpackt ging es dieser Tage per Tieflader nach Friedrichshafen. Das Dornier-Museum ist inzwischen mit elf Original-Fluggeräten bestückt. Zur Präsentation kam die Bundesforschungsministerin. „Der Dornier-Wal ist ein wunderbares Beispiel dafür, was möglich ist, wenn Menschen kreativ und mutig sind und ein Gespür dafür haben, was Pioniergeist ist“, sagte Annette Schavan (CDU).