Platzmangel in der Verwaltung Stuttgart muss attraktive Arbeitsplätze bieten

Die Stadt Stuttgart muss neue Büroarbeitsplätze schaffen. Foto: dpa/Frank Rumpenh

Die Verwaltung hat die Büromisere viel zu lange ignoriert. Weil sie keine modernen Arbeitsplätze anbieten könne, gebe es Probleme, die vielen frei werdenden Stellen zu besetzen, meint StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Stuttgarts ehemaliger OB Fritz Kuhn hat anders als sein Vorgänger Wolfgang Schuster seine Aufgabe nicht darin gesehen, Stuttgarts Image mit Leuchtturmprojekten aufzupolieren. Er hatte sich vorgenommen, die Stadt beim Klimaschutz voranzubringen. Dabei schließt das eine das andere nicht aus: In Kuhns Rettet-das-Weltklima-Programm ist von einem höchsten energetischen Standards genügenden, neudeutsch „Office Hub“ genannten Verwaltungsgebäude die Rede.

 

Drei Mitarbeiter auf zwei Stellen kümmern sich

Seit dem Beschluss vor eineinhalb Jahren galt für den dringend benötigten Neubau für mindestens 2000 Mitarbeiter aber: Kommt Zeit, kommt Rat. Die Verwaltung hat zwar zwei Stellen besetzt – in drei Ämtern; Antworten zur kommunalen Immobiliensituation gibt es bis heute nicht. Erst auf Nachfrage erklärte sie nun, nächsten Monat erste Standortvorschläge zu präsentieren. Man kann sich leicht ausrechnen, wie lange es dauert, bis das Projekt umgesetzt ist. Wohl deshalb spekuliert man über den Büro-Campus im Synergiepark: Er ist schon 2024/25 fertig.

Kleinteilige Lösungen aus der Not heraus

Die Rathausspitze hat die schwierige Lage im Personalbereich lange ignoriert, glaubte, sich mit kleinteiligen Lösungen durchwurschteln zu können. Es ist aber kein schlüssiges Gesamtkonzept, überall in der Stadt Gebäude zu mieten oder zu kaufen und dann umzubauen. Die Zersplitterung erschwert die Kommunikation in der Abteilung, ämterübergreifendes Arbeiten ist kaum möglich; auch weil die Stadt bei der Digitalisierung spät dran ist.

Es wurden zuletzt viele Stellen geschaffen, nur wuchs die Infrastruktur nicht mit. Häufig werden Posten nicht besetzt und werden Auszubildende abgelehnt, weil in den Büros kein Platz ist. Und wer bewirbt sich überhaupt bei einem Arbeitgeber, in dessen Räumen der Holzwurm regiert, wo man im Sommer brät und im Winter Frostbeulen bekommt? Man ist aber auf frisches Blut angewiesen: Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den Ruhestand. Zwischen 25 und 30 Prozent der Belegschaft waren Ende 2019 älter als 55.

Moderne Arbeitsplätze sind Pflicht

Die Digitalisierung ermöglicht den Bürgern künftig, mehr Angelegenheiten online zu regeln, auch das Arbeiten im Homeoffice wird zunehmen. Verwaltung und Gemeinderat sollten sich aber hüten zu glauben, deshalb müssten frei werdende Stellen nicht mehr besetzt werden, und man brauche auch keine weiteren Büroarbeitsplätze. Das mag irgendwann eine Option sein, nun muss die Verwaltung aber erst einmal besser organisiert werden. Mit einer Ausstattung aus den achtziger Jahren ist man im Wettstreit um die besten Köpfe nicht konkurrenzfähig. Die Anforderungen an die Arbeitswelt sind gestiegen. In einem „Leuchtturm“ zu arbeiten könnte ein Anreiz sein, sich für die Stadtverwaltung zu entscheiden.

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