Bürger formulieren bei einem Spaziergang durch den Bezirk Wünsche für die Entwicklung Plieningens.

Plieningen - Erhalten, was ist, oder es neu gestalten? Das ist die Frage, die in der Luft hängt, als die Stadtplanerin Dörte Meinerling sich am vergangenen Dienstag mit ortskundigen Plieningern auf den Weg durch die Straßen des Bezirks machte. Vor dem Alten Rathaus steht die von der Stadt mit der Moderation des Verfahrens beauftragte Frau und hält einen Plan von Plieningen in der Hand. Vom Bezirksrathaus ausgesuchte Ortskundige, aber auch einige Bürger, die von der Begehung gehört haben, sind zusammenkommen. Sie wollen Dörte Meinerling durch Plieningen begleiten. Zunächst diskutiert die Gruppe, wohin sie aufbrechen will. Oder anders ausgedrückt: an welchen Stellen im Ort etwas getan werden müsste, damit Plieningen schöner und lebenswerter wird.

 

Doch die Sicht darauf, was an Veränderung im Ortskern möglich und wünschenswert ist, scheint für die Plieninger nicht zuletzt vom eigenen Geldbeutel abzuhängen. An verschiedenen Stationen des Weges entlang der Filderhauptstraße und von dort weiter an die Körsch erinnern sie Dörte Meinerling daran, dass sie es sind, die Häuserfronten oder Dachstühle sanieren müssten für eine wie auch immer geartete Verschönerung Plieningens im Zuge des neuen Rahmenplans. Die Zuschüsse der Stadt sind aus Sicht der Kritiker als Anreiz für eigene Investitionen viel zu niedrig.

An der Filderhauptstraße beklagt eine Anwohnerin, dass das Stadtplanungsamt sie auf Gedeih und Verderb zwingen würde, das Haus ihrer Mutter mit Vorgarten zu sanieren, ohne dass das historische Ensemble dabei beeinträchtigt oder verändert wird. Sie erinnert erregt an die Kosten, die ihr so entstehen würden. „Da zahle ich doch dafür, dass andere sich dann an der schönen Ansicht erfreuen“, entgegnet sie einem Plieninger. Der hatte angemahnt, dass wirtschaftliche Erwägungen bei der Frage der Bewahrung historischer Bauten als nachrangig betrachtet werden sollten.

Qualitäten sollen stärker herausgearbeitet werden

Dörte Meinerling erklärt, dass es nicht das Ziel sei, Bürgern teure Sanierungen aufzuzwingen. Der Rahmenplan (siehe Kasten) soll festhalten, was die Bürger gemeinsam bewerkstelligen wollen, um den Ortscharakter zu betonen. „Es gibt Beispiele, da haben örtliche Betriebe zu günstigen Preisen gearbeitet aus Verpflichtung für das Allgemeinwohl“, sagt sie.

Zunächst müsse man aber herausfinden wie die Plieninger Bürger sich selbst sehen, und wo sie ihren Bezirk verorten. Der gemeinsame Spaziergang mit Ortskundigen solle dabei nicht mehr sein als ein Anschub zur eigentlichen Diskussion, die im September beginnen wird.

Die Frage nach dem Charakter Plieningens wird von den Bürgern zunächst recht pragmatisch beantwortet. Einige erinnern an die Nähe zum Flughafen und zur Messe. Andere heben das Ländliche an Plieningen hervor, das steche hervor angesichts der Zugehörigkeit zur Großstadt Stuttgart. Geschäftsinhaber loben den Wirtschaftsstandort Plieningen, der sich in der Vergangenheit trotz vieler Schwierigkeiten gemacht habe. Konstantin Marmonitis, der erste Vorsitzende der Plieninger Leistungsgemeinschaft, äußert die Kritik, dass zu viele bürokratische Vorschriften die Einzelhändler an der Filderhauptstraße lähmen würden, das Geschäftsleben auf der zentralen Straße Plieningens anzukurbeln. „Die Regulierungen hemmen uns“, sagt er.

Dörte Meinerlings hält als Resümee ihres Besuches fest, dass die Plieninger viele Qualitäten haben, die allerdings aus ihrer Sicht stärker herausgearbeitet werden sollten. „Mich freut es, dass die Plieninger sich einbringen“, sagt sie. Wie viel sie allerdings bereit sind, auch auszugeben für ein schöneres Plieningen, wird sich zeigen.