Bei der literarischen Weinprobe des Plieninger Bürgervereins kommen Weintrinker und Freunde von Mundartgedichtenauf ihre Kosten.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Plieningen - Schwäbisch ist seine Muttersprache. Selbst als er lange in Amerika lebte, wurde ihm nachgesagt, er habe keinen deutschen Dialekt, sondern einen ganz eigenen. Schwäbisch eben. Vom „schbara“, „d’r Weiprob“ und von „de Gliawirmla“ erzählte der emeritierte Professor für Landwirtschaft Adolf Martin Steiner deshalb am Freitag in der Plieninger Zehntscheuer.

 

Bei der traditionellen literarischen Weinprobe des Bürgervereins Plieningen las Steiner nicht nur Gedichte von heimischen Autoren in Mundart vor, sondern gab auch einige schwäbische Anekdoten zum Besten. Dazu gab es für die rund 50 Besucher acht trockene Weine vom Weingut der Stadt Stuttgart, vorgekostet und erklärt von Weingutsleiter Bernhard Nanz.

Eine Mischung aus Wein und Gedichten

Die Mischung aus gutem Wein und schwäbischen Gedichten lockte ein Ehepaar aus Plieningen her: „Das Auto haben wir extra zu Hause gelassen“, erzählt die Dame. Damit sie den angebotenen Wein probieren können. Doch das allein sei nicht der Grund, warum sie jedes Jahr zu dieser Veranstaltung kommen. „Bernhard Nanz ist ein erstklassiger Redner“, finden die beiden. Im vergangenen Jahr habe ihnen auch die Historie über Hohenheim, erzählt von Adolf Martin Steiner, so gut gefallen, dass sie ihm dieses Jahr unbedingt wieder zuhören wollten.

Historisches hatte das Plieninger Urgestein Steiner dieses Mal zwischen Muskat-Trollinger und Riesling nicht im Gepäck, doch mit schwäbischen Spartipps konnte er aufwarten: „Gehen Sie mit Ihrer Frau am Geburtstag einfach spazieren, da kann sie sich den Blumenstrauß gleich selber pflücken“, empfiehlt Schwabe Steiner. Außerdem könne ein Taschentuch zweimal verwendet werden. Und wer kaufe sich bitte schön eine eigene Zeitung , wenn er die ausgelesene vom Nachbarn holen kann? Seine Empfehlungen bettete Adolf Martin Steiner in schwäbische Gedichte von den Stuttgarter Mundart-Dichtern Otto Keller oder Helmut Pfisterer ein.

Bernhard Nanz hat die Weine erklärt

Für das nötige Grundlagenwissen in Sachen Wein sorgte Bernhard Nanz. Er empfahl zum Beispiel, den 2011er Traminer mit Zwetschgenkuchen oder Pastetchen zu genießen. Und, ganz wichtig: „Es gibt zwei Weine: Einen, der schmeckt und einen, der nicht schmeckt“, erklärt Nanz. Er muss es ja wissen: Im schwäbischen Uhlbach ist er auf einem Weingut aufgewachsen, seit fast zwanzig Jahren leitet er „das letzte kommunale Weingut einer deutschen Landeshauptstadt“, wie er sagt.

Feucht-fröhlich und schwäbisch ging es in der Zehntscheuer zu. Getreu dem Motto von Bernhard Nanz: „Es ist schön, als Schwabe geboren zu werden und schön, als Schwabe zu sterben.“ Doch dazwischen müsse der Schwabe schließlich auch noch etwas tun. Warum sich also nicht die Zeit mit Weinen aus dem Ländle versüßen?

Nach Hause soll es nach einigen Gläsern Wein in großen Schritten gehen, so rät Steiner: „Da können Sie Absätze sparen.“