Plug-in-Hybride besetzen nur eine Nische. Toyota bot seit 2012 den Prius mit bescheidenem Erfolg an. Die zweite Generation bekommt einen größeren Akku – und schafft so 50 Kilometer elektrisch.

Im vergangenen Jahr wurden mit 3,3 Millionen Neuwagen in Deutschland mehr Autos zugelassen, als viele Experten voraussagten. Vor allem kleine und kompakte Hochbeiner erfreuen sich auch bei Privatkunden stetig wachsender Nachfrage. Von dieser Entwicklung konnten Autos mit alternativen Antrieben nicht profitieren. Günstige Spritpreise einerseits und hohe Anschaffungskosten für die Stromer andererseits sorgten mit 11.410 Zulassungen gar für 953 weniger neue Elektroautos als noch 2015.

 

Auch eine im letzten Sommer eingeführte Kaufprämie konnte den Markt nicht ankurbeln, wobei sogar Plug-in-Hybride staatlich stattlich gefördert werden: 3000 Euro gibt’s als Zuschuss, der zur Hälfte von den Autoherstellern übernommen wird. Dennoch wurden nur 12.402 Autos mit kombiniertem Antrieb aus Verbrennungs- und Elektromotor sowie nennenswerter elektrischer Reichweite dank Strom aus der Steckdose („plug-in“, Engl. für einstöpseln) verkauft. Das entspricht einem Marktanteil von lediglich 0,37 Prozent.

Dabei gibt es durchaus Fälle, in denen diese Kombination von zwei vollwertigen Antriebsformen in einem Auto Sinn ergibt. Der durchschnittliche Pendler wohnt ungefähr 40 Kilometer von seinem Arbeitsplatz entfernt. Gibt es an Start- und Zielpunkt eine Lademöglichkeit, kann die Strecke rein elektrisch zurückgelegt werden. Mit der ersten Generation des Prius Plug-in-Hybrid war diese Übung noch nicht besonders überzeugend zu meistern. Spätestens nach 25 Kilometern ging ihm der Saft aus, und der Benzinmotor musste einspringen.

Damit hielt sich der Verbrauchsvorteil gegenüber dem normalen Hybrid in Grenzen, was beim Nachfolger auf längeren Strecken ähnlich ist. Dieser kommt laut Norm 63 Kilometer rein elektrisch voran, auf der Straße bleiben fast 50 Kilometer Reichweite übrig. Damit und dank der von 85 auf 135 km/h erhöhten Höchstgeschwindigkeit ist der elektrische Antrieb jetzt deutlich alltagstauglicher. Dazu trägt auch der überarbeitete Elektroantrieb bei. Der Generator zur Bremsenergierückgewinnung kann nun auch umgekehrt laufen und so bei der Beschleunigung unterstützen. Insgesamt stehen damit 68 kW (92 PS) elektrische Antriebsleistung zur Verfügung.

Kofferraum bietet relativ wenig Platz

Die größere Batterie erfordert auch Eingriffe in die Außenhaut. Neben einem um acht Zentimeter höher liegenden Kofferraumboden wurde die Karosserie hinten um ebenfalls acht Zentimeter auf insgesamt 4,65 Meter verlängert. So findet die 120 Kilogramm wiegende Batterie ausreichend Raum – einen kleinen gewichtstechnischen Ausgleich schafft die aus Karbonfasern gefertigte Heckklappe. Die Zuladung fällt mit 250 Kilogramm allerdings knapp aus, hinten finden lediglich zwei Passagiere Platz. Für ein Mittelklasseauto bietet der Kofferraum mit 360 Litern relativ wenig Platz – nicht mehr als in einem Kompaktwagen.

Außen wurde die Gestaltung vor allem vorn deutlich verändert. Neue Schürzen und erstmals in einem Toyota LED-Scheinwerfer, die den Gegenverkehr aus dem Fernlichtkegel aussparen können, grenzen den Plug-in-Prius deutlich ab.

Innen fallen die Unterschiede kaum auf. Vorn bleibt alles wie gewohnt, lediglich die Bildschirmdiagonale des serienmäßigen Navigationssystems wächst um zweieinhalb Zentimeter. Das serienmäßige Head-up-Display projiziert sämtliche wichtigen Informationen auf die Windschutzscheibe – außer, man bestellt ein Solardach für 1950 Euro Aufpreis. Sein zusätzliches Gewicht gleicht es an sonnigen Tagen mit fünf Kilometern zusätzlicher Reichweite aus.

Der Wagen setzt sich geräuschlos in Bewegung und überzeugt auch unterwegs mit einem niedrigen Geräuschniveau. Nur gelegentlich tritt der Benzinmotor in Aktion und ist außer bei Vollgasbeschleunigung kaum zu vernehmen. Auf einer 170 Kilometer langen Testrunde verbrauchten wir mit anfangs voll aufgeladenem Akku durchschnittlich 2,9 Liter Benzin – etwa zwei Liter über der Norm. Soll der Akku an der Haushaltssteckdose geladen werden, müssen etwas mehr als drei Stunden eingeplant werden.

Das hat aber seinen Preis: Wenn der Plug-in-Prius bei den Händlern steht, kostet er laut Liste mindestens 37.550 Euro. Davon dürfen die anfangs erwähnten 3000 Euro Kaufprämie abgezogen werden. Doch das bedeutet einen stolzen Aufpreis von 9500 Euro gegenüber einem normalen Hybrid-Prius, allerdings unter Einschluss vieler Assistenzsysteme. So werden Kollisionen mit Fußgängern und langsameren Verkehrsteilnehmern vermieden, der Abstand zum Vordermann wird selbstständig geregelt, und Kameras an Bord erkennen Verkehrsschilder.