Franz Lutz will ein paar Dinge im täglichen Betrieb der Stuttgarter Polizei ändern. Nach einem Jahr im Amt legt der Polizeipräsident einen Schwerpunkt auf die Präsenz seiner Leute: Die Beamten sollen weniger im Auto unterwegs sein.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Mitten im August ist Franz Lutz vor einem Jahr – auch für ihn selbst überraschend – Polizeipräsident von Stuttgart geworden. Knapp zwei Monate nach dem tragischen Unfalltod seines Vorgängers Thomas Züfle kam er als ehemaliger Leiter der Polizeidirektion Reutlingen in die Landeshauptstadt. Er habe ein hervorragend funktionierendes Präsidium vorgefunden, sagt er. Nun will er ein paar Dinge im täglichen Betrieb der Stuttgarter Polizei ändern. Dabei legt Franz Lutz darauf Wert, ein zentrales Versprechen des baden-württembergischen Innenministers Reinhold Gall (SPD) einzulösen: mehr Polizeipräsenz auf den Straßen.

 

Alle Dienststellen besucht

Lutz, dem der Ruf eines „Schaffers“ vorauseilt, wenn man sich auf den Fluren der Wachen umhört, hat sich nun einen Überblick verschafft. „Ich bin jetzt überall gewesen, auf allen Dienststellen“, sagt er. Dabei habe er mitunter nicht schlecht gestaunt – und aus den Erfahrungen heraus auch neue Konzepte entworfen. So will Franz Lutz zum Beispiel die Rolle der Polizeiposten neu definieren. „Sie sollen vor Ort die Aufgaben des Streifendienstes übernehmen, wenn etwas in unmittelbarer Nähe passiert“, sagt der Präsident. Was einleuchtend klinge, sei aber nicht gängige Praxis im täglichen Dienst. Als Beispiel nennt Lutz das Polizeirevier Möhringen an der Balinger Straße, zu dem der Posten in Vaihingen gehört. Geschieht ein Unfall in Vaihingen, sei es trotzdem nicht üblich, dass die Kollegen vom Posten kurz rausgehen und den Unfall aufnehmen. „Da kommt eine Streife, und die muss unter Umständen vielleicht aus Möhringen anfahren“, schildert Lutz den Prozess, den er ändern will.

Wie die Neuregelung umgesetzt werden soll, kann er noch nicht sagen. „Da müssen wir erst noch die Prozesse analysieren.“ Dazu gehöre etwa zu prüfen, wie die Bearbeitung von Vorgängen in den Polizeiposten effektiver gestaltet werden könne. Das gewünschte Ergebnis benennt er dennoch recht klar: „Wir wollen, dass der Streifendienst mehr Luft hat für andere Aufgaben.“ Er sehe den Polizeiposten in der noch neu zu regelnden Organisationsform „als verlängerten Arm des Streifendienstes“ an. Die Polizeireviere haben pro Tag durchschnittlich rund 450 Einsätze zu bewältigen, da müsse man kreative Lösungen suchen, um für den Streifendienst mehr Zeit zu haben.