Eine Mutter, die eisern wegsieht: Was Missbrauch in der Familie und Verdrängung anrichten können, müssen die Rostocker Ermittlerinnen in der Episode „Nur Gespenster“ erleben. Hat sich das Einschalten gelohnt?

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Was taugt „Nur Gespenster?“ Der neue „Polizeiruf 110 “ aus Rostock im Schnellcheck.

 

Die Handlung in zwei Sätzen Mit 14 verschwand Jessica Sonntag spurlos – die Sonntags hüllten 15 Jahre lang das Tuch des Schweigens über die Missbrauchstragödie in ihrer Familie. Als Sohn Henrik von Jessicas Suizid erfährt, rächt er seine Schwester mit aller Brutalität.

Zahl der Leichen 2

Schaut hin! Die Folterszenen des Prologs sind drastisch, zeigen aber nur das, was auch das Opfer Jessica als Kind erdulden musste. Als Zuschauer ist man gezwungen, hinzuschauen, damit hat die Episode „Nur Gespenster“ ihr wichtigstes Ziel erreicht.

Hell und dunkel Mutter Evelyn (todtraurig, verhuscht: Judith Engel) schließt die Augen vor dem Verbrechen, das an ihrer Tochter begangen wurde, selbst dann noch, als Henrik ihr den sexuellen Missbrauch durch den Vater, den er als Kind beobachtete, in aller Drastik beschreibt. Effektvoll, wie Regisseur Andreas Herzog Evelyns Traumwelt märchenhaft hell ausleuchtet und die Horrordüsternis des brutalen Missbrauchs so noch verstärkt.

Mann gegen Frau Thiesler (Josef Heynert) stänkert gegen seine neue Vorgesetzte Böwe (Lina Beckmann), wo er nur kann – aus verletzter männlicher Eitelkeit. Schön, wie unaufgeregt die klug-patente Böwe ihn auflaufen lässt.

Unser Fazit Erschütternde Studie über die Macht der Verdrängung. Das Kommissarinnenduo kommt, was die Dynamik zwischen ihren Figuren angeht, nicht vom Fleck. Bitte mehr Mut und Einfallsreichtum!

Spannung Note 3; Logik 1