1996, also vor 25 Jahren, kam der zweisitzige Roadster auf den Markt und wurde zum Bestseller – und fuhr die Firma aus den roten Zahlen. Eine virtuelle Führung des Porsche-Museums erinnert an Entwicklung, Geschichte und Technik des Sportwagens.

Zuffenhausen - Anfang der 1990er Jahre gerät der Motor der Firma Porsche ins Stottern, es ist eine wirtschaftlich schwere Zeit für die Zuffenhäuser Sportwagenschmiede: Die Absatzzahlen sind rückläufig, Schuld daran ist nicht zuletzt der Kursverfall des US-Dollars. Doch nicht nur das. Auch die Produktionskosten der technisch eigenständigen vier Modellreihen (911, 944, 968 und 928) erweisen sich als zu hoch. Diese finanzielle Schieflage macht die Firma zum Übernahmekandidaten für große Automobilhersteller. Eine zündende Idee bringt Porsche aber im Laufe der kommenden Jahre wieder auf die Überholspur: 1996, also vor 25 Jahren, kommt der komplett neu entwickelte Boxster auf den Markt und wird schnell zum Bestseller. Er erschließt der Firma nicht nur ein neues Marktsegment, sondern zieht mit seiner Konzeption und seinem im Vergleich zu anderen Porsche-Modellen günstigen Preis auch eine jüngere Kundschaft an.

 

Für einen Porsche ist der Boxster relativ günstig

Gut 75 000 Mark kostet ein Boxster damals, das ist eine Menge Geld. Und dennoch weitaus weniger, als beispielsweise für einen 911er fällig wird. Wer Porsches berühmteste Modell in der Garage haben wollte, der musste dafür weit über 100 000 Mark auf den Tisch legen. Dass der Boxster so günstig angeboten werden konnte, liegt nicht zuletzt daran, dass das Konzept des Zweisitzers auf dem Gleichteileprinzip beruht. Vorderwagen und Türen sind beispielsweise mit denen des 911 identisch. Das bringt deutlich reduzierte Produktions- und Lagerhaltungskosten. Damit einher geht ein drastisches Kosten-Management.

Mit dem Mittelmotor setzt die Firma auf eine Technik, mit der sie bereits sehr viele Erfahrungen gesammelt hat. Die Geschichte geht gar zurück bis ins Jahr 1948, als der Porsche 356 mit einem Mittelmotor erschien. Der Name Boxster setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Dem Begriff Boxer und dem Begriff Roadster. Ersterer bezieht sich auf die Bauform des Motors, Letzterer auf das Wort Roadster, das für einen offenen zweisitzigen Sportwagen steht.

Virtuelle Führung im Internet

Nicht nur das Fahrzeug selbst, auch die Neuausrichtung der unternehmerischen Gesamtstrategie, für die Namen wie Wendelin Wiedeking, Dieter Laxy und Horst Marchart stehen, hat Anteil daran, dass es den Zuffenhäuser Autobauern wirtschaftlich bald wieder besser geht. Die erste Serie des Boxsters, intern 986 genannt, wird bis 2005 gebaut und fast 165 000 Mal verkauft. Es folgen weitere Generationen, insgesamt finden 343 942 Boxster (Stand 31. Dezember 2019) einen Käufer.

Natürlich wird am Zuffenhäuser Stammsitz an den runden Geburtstag erinnert. Das Porsche-Museum bietet im Internet unter www.porsche.de/Museum eine virtuelle Sonderschau. Zahlreiche Filme, Bilder und Texte gehen auf Entwicklung, Geschichte und Technik des Sportwagens ein. Die Besucher können dabei selbst durch eine digitale Führung navigieren und aus jeweils zwei Fahrzeugen jenes auswählen, welches sie als nächstes sehen möchten. Gezeigt wird unter anderem auch die Studie, die 1993 bei der Autoschau in Detroit präsentiert wurde und aus der dann im Jahr 1996 die erste Serie entstanden ist. Die Studie stammte von Grant Larson. Der Designer erinnert sich: „Kurz nach der Präsentation in Detroit wurden wir angewiesen, die Serien-Designentwicklung für den Boxster sofort zu stoppen. ‚Bitte die Studie genauso bauen‘, hieß es stattdessen.“