Eine Milliardärin in Australien fand sich auf einem Porträt im Museum nicht hübsch genug. Doch ihr Versuch, es aus der Ausstellung zu verbannen, wird zum Bumerang.

Gina Rinehart (70), australische Milliardärin und bekannte Figur in der Bergbauindustrie, wollte ein in ihren Augen wenig schmeichelhaftes Porträt, das ein indigener Künstler von ihr gemalt hatte, aus der Ausstellung in der National Gallery of Australia verbannen lassen.

 

Doch der Versuch ging nach hinten los. Nicht nur sämtliche lokale Medien berichteten über den Versuch von Bergbaumagnatin Gina Rinehart, auch international verbreitete sich die Geschichte wie ein Lauffeuer – durch Medien wie „New York Post“, CNN, den britischen „Mirror“ oder die indische „Hindustan Times“. Für den Cartoon des „Guardian“ namens „First Dog on the Moon“ war das Thema „ein gefundenes Fressen“. Sogar in der US-Talkshow „The Late Show“ mit Stephen Colbert fand die Geschichte Erwähnung. Eine Milliardärin habe verlangt, dass ein wenig schmeichelhaftes Porträt von ihr entfernt werde, erzählte der Moderator in der Sendung.

Gina Rinehart wollte ein Porträt aus der National Gallery of Australia entfernen lassen. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/RICHARD WAINWRIGHT

Gemalt hat das Porträt der berühmte Maler Vincent Namatjira.

„Ich meine, komm schon. Wie wenig schmeichelhaft könnte dieses Porträt sein“, sagte er, bevor er schließlich einen Blick auf das Gemälde warf und erst mal ins Stocken geriet: „Okay, ich muss sagen, ähm, ich bin kein Kunstexperte, aber bei diesem Porträt glaube ich, dass der Künstler ihren Gesichtsausdruck in dem Moment eingefangen hat, als sie dieses Porträt sah.“

Gemalt hat das Porträt kein Geringerer als der berühmte Maler Vincent Namatjira, ein Urenkel der Malerikone Albert Namatjira und bekannt für seine satirische Seite. Allein deswegen hätte sich Rinehart eigentlich schon geehrt fühlen können. Außerdem hat Namatjira sie in illustrer Runde abgebildet – neben ihr hängen die Köpfe früherer australischer Premierminister, ein Porträt der verstorbenen britischen Königin Elizabeth II. oder die berühmten indigenen Sportler Adam Goodes und Cathy Freeman. „Ich male die Welt so, wie ich sie sehe“, sagte der indigene Künstler gegenüber der Nachrichtenseite News.com.au. Die Leute müssten seine Bilder nicht mögen, aber er hoffe, dass sie sich die Zeit nehmen würden, um hinzuschauen und darüber nachzudenken.

Die Hängung der Porträts von Vincent Namatjira im Museum. Foto: www.imago-images.de/IMAGO/LUKAS COCH

Rinehart wollte ihr Porträt einfach verschwinden lassen.

Rinehart wollte sich diese Zeit ganz offensichtlich nicht nehmen. Was sie stattdessen wollte? Antwort: ihr Bild ganz einfach nur verschwinden lassen. Dafür bat sie sogar einige prominente Schwimmer, die sie sponsert, um Unterstützung. Tatsächlich ist das Bild kein „hübsches“ Porträt, das ein wenig Weichzeichner zum Einsatz bringt. Stattdessen rückt es die Doppelkinne von Rinehart prominent in den Mittelpunkt, und auch die nach unten gezogenen Mundwinkel geben ihr einen eher perplexen, leicht verärgerten Ausdruck.

Wie sich Gina Rinehart am liebsten sehen würde, das zeigt ein Porträt eines namentlich nicht genannten lokalen Künstlers auf ihrer Website www.ginarinehart.com.au: als „Country Girl“ mit verschmitztem Lächeln, roten Pausbäckchen, blitzenden Augen und einem Feld voller Blumen im Hintergrund.

Doch dieses Porträt wird es nicht zur gleichen Prominenz schaffen wie das karikaturhafte von Namatjira. Letzteres soll – wenn es nach dem australischen Moderator und Komiker Dan Ilic geht – jetzt sogar auf dem New Yorker Times Square gezeigt werden. Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne hat er bereits über 22 000 Australische Dollar (13 500 Euro) der notwendigen 30 000 Dollar (18 400 Euro) gesammelt.

Die National Gallery of Australia, in der das Bild ausgestellt ist, hat übrigens keinerlei Anstalten unternommen, das Porträt abzuhängen. Vielmehr berichtete das Museum in Australiens Hauptstadt Canberra von deutlich mehr Besucherinnen und Besuchern, seitdem die Geschichte vom Gina-Rinehart-Porträt um die Welt geht.