Der Generationenwechsel auf dem Thron könnte der spanischen Monarchie neuen Auftrieb geben. Kronprinz Felipe setzt auf alte Werte: Fleiß, Disziplin, Großzügigkeit. In Zeiten der Krise kann er damit bei den Spaniern punkten.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Madrid - Der Generationswechsel auf dem Thron könnte der spanischen Monarchie neuen Auftrieb geben. Anders als sein Vater ist der 46-jährige Kronprinz Felipe bei den Spaniern beliebt. „Ich weiß von niemandem, der nicht von seiner Höflichkeit, Neugier, Solidität und seinem herzlichen Charakter beeindruckt ist“, sagte einst der spanische Justizminister Alberto Ruiz-Gallardón über ihn. „Felipe ist bodenständig, gut informiert, von guter Urteilskraft, aber auch offen für Anregungen“, charakterisiert ihn der Chefredakteur der Zeitung „ABC“, Bieito Rubido.

 

Felipe Juan Pablo y Alfonso de Todos los Santos de Borbon y de Grecia wurde am 30. Januar 1968 in Madrid geboren. Der jüngere Bruder der Prinzessinnen Elena und Cristina besuchte ein katholisches Gymnasium in Madrid. Nach einer Offiziersausbildung studierte er in Spanien und den USA Jura sowie Wirtschaftswissenschaften und Internationale Beziehungen.

Vor allem in Lateinamerika ist Felipe als offizieller Gesandter seines Landes häufiger Gast. Er spricht fließend Englisch und Französisch, hat ein abgeschlossenes Wirtschafts- und Jurastudium hinter sich und besitzt einen Master für Internationale Beziehungen der Georgetown-Universität in Washington – er wird der erste spanische König mit akademischem Abschluss sein. Bei seinen öffentlichen Auftritten wirkt Felipe ein wenig steif, im näheren Umgang erweist er sich als entspannter.

Skandale gibt es bei Felipe nicht

Der größte Vorzug des künftigen Königs ist sein skandalfreies Privatleben. Felipe pflegt einen eher zurückhaltenden Lebensstil. Beobachter des Königshauses führen dies auf eine Mischung aus seinem Charakter und einem Bewusstsein für die Zeichen der Zeit zurück. „Die gegenwärtige Wirtschaftskrise verlangt, ernsthaft darüber nachzudenken, wie Werte wieder zur Geltung gebracht werden können, die in jüngster Zeit verloren gegangen sind“, sagte er in einer Rede im Krisenjahr 2012. Als Beispiele nannte er Großzügigkeit, Integrität, Fleiß und Leistungsbereitschaft.

Seine Frau konnte die Herzen nicht gewinnen

In seinen Junggesellenjahren machte er mit gelegentlich wechselnden Freundinnen von sich reden, doch seit zehn Jahren ist er mit der früheren Fernsehjournalistin Letizia Ortiz verheiratet. Die Ehe gilt als stabil. Die Hochzeit mit einer Bürgerlichen, die schon einmal verheiratet gewesen war, erzürnte damals einige spanische Traditionalisten, während fortschrittlicher gesinnte Spanier eher darüber enttäuscht sind, wie wenig eigenes Profil die Prinzessin in den vergangenen Jahren gewonnen hat. Schlagzeilen machte sie nur mit ihren Schönheitsoperationen und mit der Geburt ihrer beiden Töchter, der künftigen Kronprinzessin Leonor und der jüngeren Sofía – benannt nach ihrer Großmutter, der Königin Sofía, der Ehefrau von Juan Carlos.

„Eine neue Generation fordert, mit allem Recht, die Hauptrolle ein“, erklärte der scheidende König Juan Carlos am Montagmittag in seiner Abdankungserklärung. „Mein Sohn Felipe verkörpert die Stabilität, die das Kennzeichen der Monarchie ist.“ Der Prinz besitze „die Reife, das Rüstzeug und das nötige Verantwortungsbewusstsein, um das Amt des Staatschefs zu übernehmen“. Die Mehrheit der Spanier glaubt diesen Worten. Felipe wird ihnen zeigen müssen, ob er ihr Vertrauen in schwierigen Zeiten auch verdient.