Wenn man denn beim Suchen Klugheit walten lässt. Ihren Weg in den Beruf war Anna Drexler nach dem Abitur ganz bewusst allein gegangen, „ich möchte keine Vorteile daraus beziehen, dass ich mit meinen Eltern in Verbindung gebracht werden könnte. Das funktioniert gut, denn meine Mutter ist seit 15 Jahren nicht mehr aktiv, sie hat uns drei Schwestern alleine großgezogen, und mein Vater heißt ganz anders als ich.“ Beide hätten sich zu Anfang große Sorgen um die ökonomische Zukunft der Tochter gemacht, als Vorteil ihrer Herkunft erachtet sie deshalb, „dass ich die Situation als Schauspielerin ziemlich realistisch einschätzen kann und zum Beispiel weiß, dass man sich durch gute oder schlechte Kritik von außen nicht unter Zwang setzen darf. Oder dass man eben nie weiß, wie es weitergeht.“ Sie wolle trotz ihres künstlerischen Hochstarts vor allem geerdet bleiben, „in kleinen Schritten denken“. Obwohl oder weil es besser für sie kaum laufen könnte als derzeit, denn 2013 wurde Anna Drexler auch noch von „Theater heute“ als Nachwuchsschauspielerin des Jahres ausgezeichnet.

 

Das bedeutet etwas in der Branche, darüber freut sie sich natürlich, aber dennoch kann sie nichts damit anfangen, wenn sie immer wieder als „neuer Stern am Schauspielhimmel“ bezeichnet wird. Angeben ist nicht so ihr Ding, lieber erzählt sie von der zweiwöchigen Wanderung, die sie gemeinsam mit ihrem Freund im letzten Sommer quer über die Alpen von Bad Tölz nach Bozen unternommen hat: „Für so eine Tour möchte ich so gerne mal sechs Wochen lang Zeit haben.“ Und von ihrer Arbeit, die sie ungeheuer ernst nimmt. Gerade feierte sie an den Kammerspielen ihre Premiere als Julie in Ferenc Molnàrs „Liliom“, „ein Wahnsinnsstück“, kürzlich übernahm sie eine kleine Rolle im neuen Film von Marcus H. Rosenmüller. Die Filmarbeit mache ihr auch Spaß, sagt sie, und es braucht wohl keine großen prophetischen Gaben, um vorauszusagen, dass Anna Drexlers wandlungsfähige Gestalt in Zukunft sicher öfter auf der Leinwand zu sehen sein wird.