Geschonnecks Karriere begann spät, in den neunziger Jahren. Da galt er noch als Nobody, als „Erwins Sohn“. Geschonneck Senior war glühender Kommunist. Einer, der sechs Jahre lang im KZ für seine Überzeugung einstand. Als er 2008 im Alter von 101 Jahren starb, trug das Feuilleton eine Legende zu Grab. Dabei beschränkte sich sein Ruhm auf die DDR. Dort wurde er als Brecht-Schauspieler mit Orden dekoriert. Der Matti aus dem Stück „Herr Puntila und sein Knecht Matti“, war eine seiner ersten Rollen. Ein Chauffeur, der sich von seinem tyrannischen Vorgesetzten befreit. Er hat seinen Sohn nach ihm benannt.

 

Matti Geschonneck war schon über vierzig, als er seinen Vater kennenlernte. Der Regisseur blinzelt gegen die Sonne. Er sitzt jetzt auf einer Bank vis-à-vis des Deutschen Historischen Museums, den Trabi im Blick, der auf der Fassade klebt. Es ist ein Plakat mit dem Titel der aktuellen Ausstellung: „Fokus DDR“. Sie zeigt, was übrig geblieben ist von diesem Staat, den er 1978 verlassen musste, weil er sich weigerte, sich schriftlich von seinem Freund zu distanzieren, dem ausgebürgerten Liedermacher Wolf Biermann. Geschonneck hatte gerade sein Regie-Studium am Eisenstein-Institut in Moskau abgeschlossen, als ihn die SED ausschloss. Er sagt: „Plötzlich schwanden Gewissheiten und Perspektiven.“

Spätes Wiedersehen von Vater und Sohn

Er hätte auch sagen können, es sei ein Schock gewesen, ein tiefer Einschnitt, schon der dritte in seinem Leben. Aber sich zu exponieren, ist nicht seine Art. Er war vier, als der Vater die Familie verließ. Seine Mutter heiratete ein zweites Mal. Einen Mann, von dem er sagt, er sei wie ein Vater für ihn gewesen. Doch auch dieser Mann sollte wieder gehen. Da war Matti fünfzehn. Diese Brüche haben ihn geprägt. Die Sehnsucht nach einem Vater, über den alle sprachen, den er selber aber nur vom Hörensagen kannte. „Es ist schrecklich, wenn andere mehr über deinen Vater wissen als du selber.“

Geschonneck ist ein wachsamer Beobachter. Er hat ein feines Sensorium für Verletzungen, weil er selber verletzt wurde. Er strahlt keine Autorität aus. Das macht es schwer, sich vorzustellen, wie er andere dirigiert. Alles eine Frage der Teamarbeit, sagt er. „Wenn die Konstellation stimmt, läuft es praktisch von allein.“ Inzwischen hat er 45 Filme gedreht, darunter den Kinofilm „Boxhagener Platz“. Oder die Komödie „Matulla & Busch“ mit Erwin Geschonneck. Da hatte er dem Vater längst verziehen, dass er ihn als Kind nie besucht hat. Er sagt, die Dreharbeiten mit ihm seien das größte Geschenk gewesen.

Und wie erzeugt man Spannung, Herr Geschonneck? „Das hat nicht nur etwas mit Handwerk zu tun, sondern auch mit der Fähigkeit, Dinge sichtbar zu machen, die man nicht sehen kann. Hinter die Fassade blicken, den doppelten Boden ausleuchten, das ist Spannung.“ Wie das funktioniert, zeigt er in seinem neuen Film. „Eine Frau verschwindet“ Es geht um einen Teenager, der tot gefunden wird, ohne Gehirn, ein Ritualmord. Und es geht um die demente Frau des Kommissars. Geschonneck hat die Krankengeschichte und den Krimi kunstvoll ineinander verschränkt. Die Bilder wirken wie verwaschen. Es ist ein elegantes Stilmittel. Die Farbe schwindet in dem Maße, wie die Frau ihr Gedächtnis verliert.

Der beliebteste Volksschauspieler der DDR

Geschonnecks Karriere begann spät, in den neunziger Jahren. Da galt er noch als Nobody, als „Erwins Sohn“. Geschonneck Senior war glühender Kommunist. Einer, der sechs Jahre lang im KZ für seine Überzeugung einstand. Als er 2008 im Alter von 101 Jahren starb, trug das Feuilleton eine Legende zu Grab. Dabei beschränkte sich sein Ruhm auf die DDR. Dort wurde er als Brecht-Schauspieler mit Orden dekoriert. Der Matti aus dem Stück „Herr Puntila und sein Knecht Matti“, war eine seiner ersten Rollen. Ein Chauffeur, der sich von seinem tyrannischen Vorgesetzten befreit. Er hat seinen Sohn nach ihm benannt.

Matti Geschonneck war schon über vierzig, als er seinen Vater kennenlernte. Der Regisseur blinzelt gegen die Sonne. Er sitzt jetzt auf einer Bank vis-à-vis des Deutschen Historischen Museums, den Trabi im Blick, der auf der Fassade klebt. Es ist ein Plakat mit dem Titel der aktuellen Ausstellung: „Fokus DDR“. Sie zeigt, was übrig geblieben ist von diesem Staat, den er 1978 verlassen musste, weil er sich weigerte, sich schriftlich von seinem Freund zu distanzieren, dem ausgebürgerten Liedermacher Wolf Biermann. Geschonneck hatte gerade sein Regie-Studium am Eisenstein-Institut in Moskau abgeschlossen, als ihn die SED ausschloss. Er sagt: „Plötzlich schwanden Gewissheiten und Perspektiven.“

Spätes Wiedersehen von Vater und Sohn

Er hätte auch sagen können, es sei ein Schock gewesen, ein tiefer Einschnitt, schon der dritte in seinem Leben. Aber sich zu exponieren, ist nicht seine Art. Er war vier, als der Vater die Familie verließ. Seine Mutter heiratete ein zweites Mal. Einen Mann, von dem er sagt, er sei wie ein Vater für ihn gewesen. Doch auch dieser Mann sollte wieder gehen. Da war Matti fünfzehn. Diese Brüche haben ihn geprägt. Die Sehnsucht nach einem Vater, über den alle sprachen, den er selber aber nur vom Hörensagen kannte. „Es ist schrecklich, wenn andere mehr über deinen Vater wissen als du selber.“

Geschonneck ist ein wachsamer Beobachter. Er hat ein feines Sensorium für Verletzungen, weil er selber verletzt wurde. Er strahlt keine Autorität aus. Das macht es schwer, sich vorzustellen, wie er andere dirigiert. Alles eine Frage der Teamarbeit, sagt er. „Wenn die Konstellation stimmt, läuft es praktisch von allein.“ Inzwischen hat er 45 Filme gedreht, darunter den Kinofilm „Boxhagener Platz“. Oder die Komödie „Matulla & Busch“ mit Erwin Geschonneck. Da hatte er dem Vater längst verziehen, dass er ihn als Kind nie besucht hat. Er sagt, die Dreharbeiten mit ihm seien das größte Geschenk gewesen.

Ausgezeichnete Fernsehfilme

Am kommenden Montag, 15. Oktober, sendet das ZDF um 20.15 Uhr den neuen Fernsehfilm von Matti Geschonneck: „Eine Frau verschwindet“ mit Maja Maranow, Peter Haber und Tobias Moretti in den Hauptrollen. „Das Ende einer Nacht“ von Matti Geschonneck ist am 2. Oktober gleich zweimal mit dem renommierten Deutschen Fernsehpreis geehrt worden. Das Justizdrama gewann in der Kategorie „Bester Fernsehfilm“. Und in der Kategorie „Beste Schauspielerin“ wurde das Duo Barbara Auer und Ina Weisse für seine exzellente schauspielerische Leistung darin prämiiert.