Am 7. März kommt der Film „Nachtzug nach Lissabon“ in die Kinos. Die Geschichte spielt vor der Kulisse der portugiesischen Hauptstadt.

Lissabon - Manche flanieren noch im Pelz über das Pflastermosaik des Rossio, dem zentralen Platz in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Andere sitzen auf den Bänken und halten ihr Gesicht in die Sonne. Anfang März können die Temperaturen schon auf freundliche 17 Grad steigen. Vielen Lissabonnern ist das zu kalt. Die Maroni-Verkäufer bringen ihre heiße Ware daher gut unter die Leute. Ein Dutzend Esskastanien für zwei Euro - das leistet man sich schon mal. Ganz in der Nähe des Rossio muss auch Raimund Gregorius ein Hotelzimmer bezogen haben. Erinnern wir uns: In dem Roman „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier verlässt der Lateinlehrer an einem Berner Gymnasium mitten im Unterricht die Klasse und fährt Ende Februar aus einem sicheren, übersichtlichen Leben nach Lissabon. Im Gepäck ein vergilbtes Büchlein mit den Aufzeichnungen des (ebenfalls fiktiven) Arztes Amadeu de Prado. Gregorius ist fasziniert und beschließt, in Lissabon den Autor zu finden. Seine Suche führt ihn zurück in die bitteren Jahre der Salazar-Diktatur.

 

Der Palácio Foz ist noch im Besitz der Stadt

Der Bestseller „Nachtzug nach Lissabon“ wurde von Bille August verfilmt und wird am 7. März in die deutschen Kinos kommen. Neben den Nachforschungen des Lateinlehrers (Jeremy Irons) verfolgen Rückblenden das Leben des Arztes (Jack Huston), das eine Wendung nimmt, als er einen Schergen der Geheimpolizei rettet, der mit einem Herzanfall vor seiner Praxis zusammengebrochen war. Die spannende Geschichte, in der auch die deutsche Schauspielerin Martina Gedeck zu sehen ist, spielt vor der Kulisse der portugiesischen Hauptstadt. Entlang der Avenida da Liberdade sind am Sonntag Flohmarktstände aufgebaut. Betuchte Angolaner und Brasilianer haben in der Krise Schnäppchen gemacht und an dem Prachtboulevard zahlreiche Immobilien erworben. Der Palácio Foz aus dem 18. Jahrhundert ist noch im Besitz der Stadt. An manchen Sonntagnachmittagen werden im Ballsaal kostenlose Konzerte gegeben. Der Besuch lohnt sich. Vor allem, weil der barocke Saal mit den Kronleuchtern, Spiegeln und Deckengemälden einen Blick in die prunkvolle Vergangenheit gewährt.

Im 15. und 16. Jahrhundert war Lissabon die mächtigste Metropole Europas. Heute duckt sich die einst stolze Seemacht unter dem Euro-Rettungsschirm. Die Wirtschaft liegt am Boden. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Immerhin floriert bei den Schuhputzern das Geschäft. Der Platz vor dem Rossio-Bahnhof ist ein idealer Standort für Laufkundschaft. Bleibt Gregorius zu wünschen, dass er auf seinen Streifzügen auch mal innegehalten und sich etwas gegönnt hat. Lissabon ist die Stadt der Süßigkeiten mit einer ausgeprägten Kaffeehauskultur. Köstlich sind die Pastéis de Nata, Vanillecremetörtchen in Blätterteig, überstäubt mit Zimt. Es gibt sie in jeder Pastelaria. Gregorius nimmt die Sehenswürdigkeiten der Stadt kaum wahr. Sein vorrangiges Interesse besteht darin, Leute aufzuspüren, die Prado gekannt hatten. So stromert er kreuz und quer durch die alten Viertel. Nimmt die Fähre über den Tejo, um einen Widerstandskämpfer zu treffen. Läuft durch die Baixa, die schachbrettartig angelegte Unterstadt. Geht vom Rossio hinunter und durch den Triumphbogen zum Praça do Comercio. Vermutlich bemerkt er die herrlich verstaubten Läden gar nicht. In der Rua da Conçeicão zum Beispiel empfehlen sich gleich mehrere Posamentenläden, in denen es Bänder, Spitzen, Knöpfe, Kordeln und Quasten zu kaufen gibt.

Eine Totenstadt, deren Gassen von Mausoleen gesäumt werden

Endlose Treppen verbinden die Baixa mit dem Bairro Alto. Auch Standseilbahnen und Aufzüge führen in die Oberstadt. Vielleicht hat Gregorius den Elevador de Santa Justa genommen, einen Fahrstuhl, der 1902 errichtet wurde. Für die Fahrt müssen fünf Euro berappt werden. Das überlegt man sich. Die nostalgische Straßenbahnlinie 28 verknüpft den mittelalterlichen Stadtteil Alfama mit den westlichen Vierteln und bewältigt dabei enorme Steigungen. Sie rumpelt quietschend an der Kathedrale vorbei, rattert zur Baixa hinunter und hievt sich wieder ins Bairro Alto hinauf. Die Eléctrico fährt auch durch die Rua António Maria Cardoso am ehemaligen Hauptquartier von Salazars Geheimpolizei PIDE vorbei. Endstation der Linie 28 ist der Cemitério des Prazeres, der Friedhof des Vergnügens. Eine Totenstadt, deren Gassen von Mausoleen gesäumt werden. Hier entdeckt Gregorius das Familiengrab der Prados und erfährt, dass der Autor des Büchleins ein Jahr vor der Nelkenrevolution gestorben war. Nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Burg Castelo São Jorge und die Kathedrale angestrahlt werden, kommt die Stunde der Fadistas. Ein Dutzend traditionelle Fado-Lokale gibt es im Bairro Alto, wo in Begleitung einer klassischen und der zwölfsaitigen portugiesischen Gitarre der Weltschmerz besungen wird.

Fado bedeutet Schicksal und gehört zu Lissabon wie der Tejo. Wenn man nicht hinginge, hätte man etwas versäumt. Gregorius wird abends zu erschöpft gewesen sein von seinen Nachforschungen. Im Roman kommt Fado nicht vor. Schauen wir mal, ob er im Film die Muße dazu fand.

Infos zu Lissabon

Anreise
Unter anderem fliegen Lufthansa, www.lufthansa.com , und TAP Air Portugal, www.flytap.com , nach Lissabon. Hin- und Rückflug, zum Beispiel ab Stuttgart, ab 205 bzw. 260 Euro.

Unterkunft
Turim Suisso Atlântico Hotel, Rua da Glória 9, www.hotelturimlisboa.com , DZ/F ab 40 Euro.

Hotel Mundial, Praça Martim Moniz 2, www.hotel-mundial.pt , DZ/F ab 95 Euro.

Hotel Avenida Palace, Rua 1 de Dezembro 123, www.hotelavenidapalace.pt , DZ/F ab 181 Euro.

Allgemeine Informationen
Turismo de Portugal, Zimmerstraße 56, 10117 Berlin, Telefon 030 / 2 54 10 60. www.visitportugal.com www.visitlisboa.com

Sehenswürdigkeiten
Gute Tipps sind das Oceanário (www.oceanario.pt ) , das größte Aquarium Europas, auf dem einstigen Expo-Gelände (Metro-Station Oriente) sowie das Jerónimos-Kloster im Ortsteil Belém. Besucher fahren günstig mit der Lisboa Card, die die freie Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, kostenlose Eintritte oder Ermäßigungen für zahlreiche Museen sowie Stadtführungen gewährt.

Für Erwachsene kostet die Karte für einen Tag 18,50 Euro, für drei Tage 39 Euro.

Was Sie tun und lassen sollten
Auf jeden Fall im Lisboa Story Centre am Terreiro do Paço mit dem Audio-Guide eine Zeitreise unternehmen - darunter in das Jahr 1755 mit dem schweren Erdbeben.

Auf keinen Fall in Fado-Lokalen essen gehen, denn diese sind für die Kunst bekannt, weniger für die Kulinarik. Essen geht man vor dem Konzert besser woanders.