Posse um Esslinger Brücke Pliensaubrücke soll bald neue Geländer bekommen

  Foto: Roberto Bulgrin

Die Sperrung der frisch sanierten Pliensaubrücke für den Radverkehr hatte im Sommer für viel Kopfschütteln gesorgt. Nun werden höhere Geländer montiert, die Radfahrer vor dem Sturz in die Tiefe bewahren sollen.

Esslingen - Im vergangenen Sommer hatte die Posse um die Sperrung der frisch sanierten Pliensaubrücke für den Radverkehr die Stadtverwaltung in Atem gehalten und bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Doch nun sieht es so aus, als ob das unselige Kapitel bald geschlossen werden könnte. Laut Stadtverwaltung wurden vor wenigen Tagen die letzten statischen Überprüfungen erfolgreich abgeschlossen. Voraussichtlich Mitte Februar soll die Montage des Geländers beginnen, das Radler vor dem Sturz in die Tiefe bewahren soll. Allerdings könnte es noch bis April dauern, bis die Arbeiten endgültig abgeschlossen sind.

 

Jüngst sind erste Geländerteile testweise an der Pliensaubrücke angebracht worden. Denn weil laut Stadtverwaltung keine verlässlichen technischen Daten zu den Materialien des Bauwerks aus dem 13. Jahrhundert zur Verfügung standen und daher keine technische Zulassung vorhanden war, habe man die Belastbarkeit und Standsicherheit von vier exemplarischen Geländerpfosten jetzt vor Ort getestet. Mit dem erfolgreichen Abschluss dieser Prüfungen sei nun auch der letzte fehlende statische Nachweis erbracht: Der Montage der zusätzlichen Geländer steht nichts mehr im Wege. Aktuell wird die Brücke dafür vorbereitet, parallel dazu werden die Geländerelemente von einer Stahlbaufirma vorgefertigt. Voraussichtlich Mitte Februar sollen die Geländerteile auf die Brücke geliefert und dann innerhalb von etwa zwei Wochen montiert werden – Kostenpunkt: 95 000 Euro. Dann müssten noch die Handläufe gefertigt und angebracht werden, heißt es aus dem Rathaus. Je nach Witterung könne sich der Abschluss der Arbeiten aber bis in den April ziehen. Sobald das Geländer steht, werden die Bauzäune entfernt, die derzeit für die Sicherheit der Radler sorgen sollen.

Kopfschütteln weit über Esslingen hinaus

Das Debakel um die Pliensaubrücke hatte der Esslinger Bauverwaltung viel Kritik und Spott eingebracht und weit über Esslingen hinaus für Kopfschütteln gesorgt. Auch im Gemeinderat war der Unmut groß gewesen – die Rede war von einem Schildbürgerstreich, eklatanten Planungsfehlern und zeitweise gar von einem Politskandal. Die historische Brücke war mehr als ein Jahr lang aufwendig saniert und im Frühsommer wieder eröffnet worden. Nur wenige Wochen später hatte die Stadt das Bauwerk für den Radverkehr wieder gesperrt. Die 90 Zentimeter hohe Brüstung sei zu niedrig für einen sicheren Radverkehr, argumentierte sie – vorgeschrieben sei eine Höhe von 1,30 Meter. Zwar war das Radfahren in der Brückenmitte seit 2011 bis zur Sanierung trotz niedriger Brüstung erlaubt gewesen. Doch habe man die Situation Anfang 2020 noch einmal geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Stadt bei Stürzen in die Tiefe hätte haftbar gemacht werden können, hieß es aus dem Rathaus.

Räte fürchteten um den Ruf der Stadt

Die Sache hatte in verschiedenerlei Hinsicht für Empörung gesorgt. Die örtlichen Radverbände waren sauer, weil Radler nach dem Weg am Neckarufer nun auch auf der viel frequentierten Pliensaubrücke absteigen und schieben mussten. Im Gemeinderat echauffierte man sich vor allem darüber, dass die Geländerfrage nicht schon im Zuge der Sanierung geklärt worden war – und fühlte sich zudem mangels Informationen von der Stadtverwaltung zu dem Thema übergangen. Außerdem fürchtete man um den Ruf der Stadt, die bundesweit der Lächerlichkeit preisgegeben worden sei, wie manch Stadtrat monierte. Auch in den sozialen Netzwerken wurde das Thema heiß diskutiert. Angesichts des massiven Drucks bemühte sich die Stadtverwaltung um schnelle Abhilfe und ließ Anfang September Bauzäune auf der Pliensaubrücke aufstellen. Damit konnten Radler die Querung wieder wie gewohnt nutzen – doch die Optik der frisch sanierten Brücke lässt laut manch einem Kritiker seither zu wünschen übrig.

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