Der Frust der Bürger über die Parksituation hinter der Post ist weiterhin groß. Sie wollen sich damit nicht zufrieden geben. Ein Parkscheinautomat wäre schon eine Verbesserung.

Degerloch - Der Parkplatz auf der Wendeplatte hinter der Post wurde eingerichtet, um zu verhindern, dass dort geparkt wird. So skurril das klingt, ist es doch die Erklärung von Claudia Rexer von der Straßenverkehrsbehörde zur Parksituation am Hintereingang der Post. Es handelt sich nämlich um einen Behindertenparkplatz, auf dem eben sonst niemand parken darf.

 

Zahlreiche Bürger klagen darüber, dass sie am Ende der Stichstraße von der Felix-Dahn-Straße keine Parkmöglichkeit mehr haben. Wie berichtet, hatte die Stadt Anfang des Jahres den Behindertenparkplatz eingezeichnet, um die vielen Falschparker von dem Wendekreis zu vertreiben; dort parkten die Kunden gern, obwohl schon immer absolutes Halteverbot herrschte.

Den Behindertenparkplatz drehen

Einigen Bürgern will das nicht einleuchten. Sie wünschen sich irgendeine Möglichkeit, kurz anhalten zu können, um ihre Post- oder Bankgeschäfte zu erledigen. Der Degerlocher Alfred Steinle schlägt beispielsweise vor, dass man den Behindertenparkplatz um 90 Grad drehen könnte, damit drei weitere Autos am Rand der Wendeplatte halten könnten. Seiner Ansicht nach wäre dann immer noch genügend Platz, beispielsweise für die Anwohner, die aus der Tiefgaragenausfahrt am Wendekreis ausfahren müssen.

Laut Claudia Rexer geht es nicht nur um diese Ausfahrt, sondern vor allem um die Müllabfuhr. Die Abfallwirtschaft Stuttgart habe ihr den Behindertenparkplatz nur ungern genehmigt. Eigentlich wäre es dem städtischen Eigenbetrieb lieber gewesen, kein Auto stehe auf dem Wendekreis. Der Versuch von Rexers Behörde, dem wilden Parken mit dem Behindertenparkplatz Einhalt zu gebieten, leuchtete den Verantwortlichen aber ein.

Parkscheinautomat an den Parkplätzen fehlt

Gleichzeitig mit dem Behindertenparkplatz wurden entlang der Stichstraße von der Felix-Dahn-Straße zur Post vier Kurzzeitparkplätze für Kunden eingerichtet. Das findet eine Unternehmerin aus der Tränke eigentlich positiv. Sie hat nämlich in der Postbankfiliale ein Postfach, das täglich geleert werden muss. Wenn sie auf einem der Parkplätze hält, muss sie jedoch erst mal von der Post weg zur Felix-Dahn-Straße laufen, um einen Parkschein zu ziehen. „Das kostet die doppelte Zeit“, sagt die Unternehmerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie würde sich einen Automaten direkt an den Parkplätzen wünschen.

Den sollte es ursprünglich sogar geben, sagt Rexer. Der Umweg sei ein Argument. Das Tiefbauamt habe das aber aus Kostengründen abgelehnt. „Ich habe die Kollegen allerdings gebeten, das noch mal zu prüfen“, sagt Rexer. Der Unternehmerin ist dennoch verärgert. Sie will ihr Postfach kündigen. Auch Sibylle Lehner sagt sich zunehmend von der Postfiliale an der Jahn-straße los. Die Degerlocherin führt seit 1976 ein Bekleidungsgeschäft an der Epplestraße. „Wir müssen täglich mehrere große Pakete zur Post bringen“, sagt sie. Die Situation dort sei für Kunden wie sie eine Zumutung. Deshalb fahre sie nun immer zur Post in Sillenbuch. Selbst wenn das mehr Zeit, Sprit und damit Geld koste.

Menschen mit Behinderung können oft nicht rangieren

Eine ganz andere Sicht auf die Dinge hat eine Degerlocherin, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Auch sie will lieber anonym bleiben. Sie ist froh über den neuen Behindertenparkplatz. Allerdings sei er – wie so viele seiner Art – oft von anderen Autofahrern belegt. „Der Gesunde kann von einem weiter gelegenen Parkplatz laufen, er liebt nur die Bequemlichkeit und rennt dafür ins Sportstudio“, sagt sie. Wenn ein Auto links oder rechts neben dem Platz parkt, reiche das aus, ihn für sie unzugänglich zu machen. Sie bekommt den Rollstuhl dann nicht aus dem Kofferraum. Zudem könnten viele Menschen mit Behinderung nur vorwärts einparken und nicht rangieren. Da brauche es an der Post manchmal Geduld: „Vor Kurzem musste ich zwanzig Minuten warten, bis ich wieder wegfahren konnte“.