Wenn Wulff zum Staatsoberhaupt gewählt wird, wäre seine Frau die bisher jüngste First Lady. Die beiden symbolisieren den gesellschaftlichen Wandel.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)
Berlin - Das kann ja heiter werden: Bettina Wulff trägt ein handbreites Tattoo auf dem Oberarm. Ohne Scheu hat sie - die niedersächsische Landesmutter - die Tätowierung schon öfter in der Öffentlichkeit hergezeigt. Eine Nichtigkeit - wohl wahr. Doch sie sagt einiges darüber aus, wie sehr sich der Stil im Schloss Bellevue verändern könnte, wenn Christian und Bettina Wulff Anfang Juli dort einziehen sollten. 36 Jahre jung und schon First Lady. Bettina Wulff dürfte einen völlig neuen Stil verkörpern.

Fast alle Vorgängerinnen haben sich bemerkbar gemacht: Mildred Scheel vor allem, aber auch Veronika Carstens, Marianne von Weizsäcker, Christiane Herzog, Christina Rau und - eingeschränkt - Eva Luise Köhler haben ihre Stellung als Frau an "seiner" Seite zu nutzen gewusst. Keine hat sich nach vorne gedrängt, doch waren sie mehr als präsidiale Staffage. Mit sozialem Engagement und wohldosierten Meinungsbeiträgen haben sie ihrer Aufgabe einen tieferen Sinn gegeben.

Dies ist auch Bettina Wulff zuzutrauen. Schon jetzt ist sie Schirmherrin der Stiftung "Eine Chance für Kinder", die sich um Schwangere und junge Familien in sozialen Nöten kümmert. Doch die Hannoveranerin ist anders als die First Ladys vor ihr, die sämtlich für ein traditionelles Rollenverständnis von Mann und Frau, von Beruf und Familie standen. Bettina Wulff ist modern und eigenständig, selbstbewusst, kommunikativ und unbekümmert.

Selbst als Landesmutter ist sie noch halbtags berufstätig


Mit althergebrachten Konventionen hat sie längst gebrochen: Sie hat sich einen 14 Jahre älteren Mann geangelt (oder sich von diesem angeln lassen), als der noch verheiratet war. Und sie startete mit einem Sohn aus einer früheren Verbindung in die neue Partnerschaft. Die Probleme von Alleinerziehenden muss ihr keiner mehr erläutern. Nun hat sich im beschaulichen Niedersachsen eine zeitgemäße Patchworkfamilie zusammengefunden, denn auch Christian Wulff hat noch eine Tochter im Teenageralter. Gemeinsam setzten sie den jetzt zweijährigen Sohn Linus Florian in die Welt.

Seit der öffentlich zelebrierten Trennung von seiner früheren, fast gleichaltrigen Frau Christiane ist es mit dem Image von Wulff als Schwiegermutterschwarm nicht mehr weit her. Noch nie ist das Privatleben des ersten Mannes im Staate so gründlich ausgeleuchtet worden, wie es bereits im Falle Wulff geschehen ist. Für die Klatschpresse ist er ein Objekt der Begierde, seitdem 2006 bekannt wurde, dass sich der CDU-Politiker und die PR-Frau Bettina Körner auf einer Südafrikareise nähergekommen waren. Im Scheinwerferlicht zu stehen muss sie nicht mehr erlernen. Das kennt sie spätestens seit der Hochzeit Ostern 2008 nur zu gut.

Heute scheint sie sich im medialen Bermudadreieck von Politik, Wirtschaft und Showbusiness wohlzufühlen. Engumschlungen lässt sie sich mit Veronica Ferres ablichten. Freizügig präsentiert sie auf Galas ein tiefes Dekolleté. Modebewusst posiert sie mitsamt Gatten für Hochglanzmagazine. Unverklemmt berichtet sie vom heimischen Küchentisch. Wulff ist weltgewandter und lockerer geworden dank seiner neuen Frau. Studiert hat die 36-Jährige Medienmanagement, als Pressereferentin war sie für Continental und Rossmann tätig. Selbst als Landesmutter ist sie noch halbtags berufstätig.

Sie hält sich im Fitnessstudio schlank, joggt, fährt Rad und unternimmt vieles, was Frauen in dem Alter halt so machen. Nur eines nicht: "Verrückte Dinge tun in der Phase der frischen Verliebtheit", das sei nicht möglich gewesen, hat sie jüngst verraten. "Es fehlt Platz für Spontaneität, denn inzwischen ist auch mein Leben sehr viel mehr fremdbestimmt.