Region: Verena Mayer (ena)

Für diesen Herbst werden Angela Merkel und ihr französischer Amtskollege erwartet. Am Freitag weilte der französische Botschafter im Ludwigsburger Schloss und hielt den Festvortrag zur Stadtgründungsfeier. Vermittelt hat den Auftritt das DFI. Freilich sind diese populären Begleiterscheinungen des Instituts nicht das wahre Motiv, warum die Stadt es fördert (wie im Übrigen auch das Land und der Bund und mehrere Stiftungen). Das Ludwigsburger Engagement hat historische Gründe, denn der schwäbischen Stadt gehörte in gewisser Weise einmal eine französische Stadt. Mit der Vermählung von Eberhard IV. mit Henriette de Montfaucon anno 1407 war Montbéliard, zu Deutsch Mömpelgard, vorübergehend Württemberg zugefallen. Dessen Residenz stand in: Ludwigsburg.

 

Das DFI ist ein würdiger Nachkomme. Die Villa liegt an einer Allee, in der Nachbarschaft residieren Anwälte und Architekten. 23 Mitarbeiter sind hier aktuell mit Prognose und Interpretationen beschäftigt. „Was in Frankreich passiert, kann für ganz Europa echt gefährlich werden“, sagt beispielsweise Frank Baasner zu den Wahlerfolgen für den Front National.

In den vergangenen zwei Wochen haben der Direktor und seine Kollegen ungezählten Journalisten im In- und Ausland erklärt, warum die rechtsextremen Populisten in Frankreich so stark abschneiden. So wie sie zuvor erklärt hatten, dass der Verlust des AAA-Ratings nicht nur für Frankreich eine Katastrophe sein könnte oder was eine Abwahl Sarkozys für Deutschland bedeuten würde. „Dann halt Merkollande“, schrieb Henrik Uterwedde in einem Beitrag für „The European“. Im DFI wären die Wissenschaftler inzwischen sehr überrascht, wenn es bei Merkozy bliebe.

So wird es voraussichtlich François Hollande sein, der im Herbst neben Angela Merkel in Ludwigsburg aufläuft – um mit einem Kongress und einem Festakt den Auftritt Charles de Gaulles vor 50 Jahren zu würdigen. Die Rede des französischen Präsidenten am 9. September 1962 an die deutsche Jugend im Schlosshof gilt als historischer Moment für die Aussöhnung der beiden Länder.

Eine besondere bilaterale Beziehung

Das Parkett in der Villa knarzt, auf dem Boden verteilte Teppiche dämpfen die Schritte, die nur deshalb laut erscheinen, weil alles andere so still ist. Im Foyer hängen großflächige Gemälde, auf den Fenstersimsen stehen liebevoll bestückte Blumentöpfe. Eine riesige geschwungene Treppe führt in die Obergeschosse zu den Büros, die allesamt einen Blick in den parkähnlichen Garten frei geben. „Hier lässt es sich arbeiten“, sagt Frank Baasner, der von all der Schönheit momentan allerdings wenig hat. Vorige Woche leitete er eine Informationsreise für deutsche Radiojournalisten ins Languedoc. Danach nahm er an einer Vorfeier des Freundschaftsvertrags in Colmar teil. Kurz darauf brach er nach Paris auf, wo die aktuelle Studie seines Instituts präsentiert wurde. Ihr Thema: Lassen sich die deutsch-französischen Beziehungen auf andere Staaten übertragen? Am Sonntag analysiert Frank Baasner beim WDR das Wahlergebnis, am Montag beim SWR. Dazwischen klingelt regelmäßig das Handy, und Journalisten bitten um eine Prognose oder eine Analyse.

Am ersten Wahlsonntag vor zwei Wochen war das DFI so begehrt, dass ein Reporter den längst ausgebuchten Vizedirektor Henrik Uterwedde schon um 20 Uhr interviewen wollte. Dabei hätte es zu dieser Zeit noch gar keine Ergebnisse gegeben. „Man hat sich als Frankreich-Kompetenzzentrum einen Namen gemacht“, sagt der 63 Jahre alte Politikwissenschaftler, der komplizierte Sachverhalte so formulieren kann, dass auch Privatsender gerne bei ihm anrufen. Mit ihrem Sarkozy-Button werde sich Angela Merkel nun fühlen wie ein Bayern-Fan in Dortmund, antwortete Uterwedde jüngst in einer Radiosendung auf die Frage, was man von dem Einsatz der Bundeskanzlerin für den Nochpräsidenten halten solle.

Das Institut zieht Prominenz in die Kreisstadt

Als Frank Baasner vor zehn Jahren den Dienst am DFI antrat, musste er sich fragen lassen, ob er mit seinem Institut nicht im falschen Ort sei. „Wenn sich Berlin ebenso für die Einrichtung engagiert wie Ludwigsburg, dann gehen wir gerne in die Hauptstadt“, gab Baasner zurück. Damit war die Sache erledigt. Mutmaßlich könnte es sich Berlin gar nicht leisten, dem DFI mietfrei eine Villa zur Verfügung stellen. Unstrittig ist, dass die Politprominenz die das DFI anzieht, in Berlin, nicht auffallen würde. Ludwigsburg hingegen setzen diese Besucher Glanzlichter auf.

In einer schwäbischen Kreisstadt gehört es schließlich nicht zum Alltag, dass sich Staatsoberhäupter treffen. So wie 1987 Helmut Kohl und Jacques Chirac. Es ist auch nicht an der Tagesordnung, dass sich die Außenminister beider Länder einfinden. So wie 1993 Klaus Kinkel und Roland Dumas. Und wenn in regelmäßigen Abständen der jeweils aktuelle Bundespräsident Ludwigsburg beehrt, kommt auch die Stadt regelmäßig groß raus. „Viele kennen Ludwigsburg, weil wir hier sind“, sagt der Vizedirektor Henrik Uterwedde.

Im Schlosshof laufen die Regierungschefs auf

Für diesen Herbst werden Angela Merkel und ihr französischer Amtskollege erwartet. Am Freitag weilte der französische Botschafter im Ludwigsburger Schloss und hielt den Festvortrag zur Stadtgründungsfeier. Vermittelt hat den Auftritt das DFI. Freilich sind diese populären Begleiterscheinungen des Instituts nicht das wahre Motiv, warum die Stadt es fördert (wie im Übrigen auch das Land und der Bund und mehrere Stiftungen). Das Ludwigsburger Engagement hat historische Gründe, denn der schwäbischen Stadt gehörte in gewisser Weise einmal eine französische Stadt. Mit der Vermählung von Eberhard IV. mit Henriette de Montfaucon anno 1407 war Montbéliard, zu Deutsch Mömpelgard, vorübergehend Württemberg zugefallen. Dessen Residenz stand in: Ludwigsburg.

Das DFI ist ein würdiger Nachkomme. Die Villa liegt an einer Allee, in der Nachbarschaft residieren Anwälte und Architekten. 23 Mitarbeiter sind hier aktuell mit Prognose und Interpretationen beschäftigt. „Was in Frankreich passiert, kann für ganz Europa echt gefährlich werden“, sagt beispielsweise Frank Baasner zu den Wahlerfolgen für den Front National.

In den vergangenen zwei Wochen haben der Direktor und seine Kollegen ungezählten Journalisten im In- und Ausland erklärt, warum die rechtsextremen Populisten in Frankreich so stark abschneiden. So wie sie zuvor erklärt hatten, dass der Verlust des AAA-Ratings nicht nur für Frankreich eine Katastrophe sein könnte oder was eine Abwahl Sarkozys für Deutschland bedeuten würde. „Dann halt Merkollande“, schrieb Henrik Uterwedde in einem Beitrag für „The European“. Im DFI wären die Wissenschaftler inzwischen sehr überrascht, wenn es bei Merkozy bliebe.

So wird es voraussichtlich François Hollande sein, der im Herbst neben Angela Merkel in Ludwigsburg aufläuft – um mit einem Kongress und einem Festakt den Auftritt Charles de Gaulles vor 50 Jahren zu würdigen. Die Rede des französischen Präsidenten am 9. September 1962 an die deutsche Jugend im Schlosshof gilt als historischer Moment für die Aussöhnung der beiden Länder.

Eine besondere bilaterale Beziehung

In Ludwigsburg hat diese Aussöhnung bereits zwölf Jahre zuvor begonnen: mit der Gründung der ersten deutsch-französischen Städtepartnerschaft. Die Idee dazu stammte von Lucien Tharradin, dem Bürgermeister von Montbéliard, und seinem Ludwigsburger Kollegen Elmar Doch. „Man muss in der Finsternis der heutigen Zeit einen gemeinsamen Weg des gegenseitigen Verstehens finden“ , sagte Tharradin, der die Konzentrationslager von Buchenwald und Poméramie überlebt hatte.

In der Villa klingeln Telefone. Französische Journalisten wollen wissen, warum in Deutschland wieder gestreikt wird, weshalb die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen spannend für Berlin ist, und sie geben Gastbeiträge in Auftrag, in denen die Wahl aus deutscher Sicht kommentiert wird. Die Experten erklären und schreiben. Draußen biegen sich Birken, Vögel pfeifen, Autos rauschen über die Allee. Vorbei an dem Haus, das in Frankreich bekannt ist als Institut de Ludwigsburg.