Der Gouverneur von Florida will in der kommenden Woche offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftsnominierung der Republikaner erklären.

Ron DeSantis überlässt wenig dem Zufall. So effektiv wie er seine rechtskonservative Agenda als Gouverneur von Florida durchsetzt, so sorgfältig hat er den Eintritt in das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung der Republikaner geplant. Erst konzentrierte er sich im vergangenen November auf seine Wiederwahl. DeSantis sicherte sich die zweite Amtszeit mit knapp 60 Prozent der Stimmen - ein stolzes Ergebnis in einem ehemaligen Wechselwählerstaat.

 

Nahezu vollständiges Verbot von Abtreibungen

Im Februar veröffentlichte er das obligatorische Buch, mit dem angehende Kandidaten durch die Lande tingeln, um auf sich aufmerksam machen. In „The Courage to Be Free“ ließ DeSantis bereits das Thema anklingen, mit dem er im Wahlkampf punkten will. „Wir haben mit den erleuchteten Eliten in Florida gekämpft und gewonnen“, schreibt der Kandidat, der verspricht, die USA zu einem großen Florida zu machen.

Um seinen Tatendrang zu beweisen, setzte er im Frühjahr im Staatsparlament von Tallahassee 80 Gesetze durch. Größte Aufmerksamkeit erzielten das nahezu vollständige Verbot von Abtreibungen in Florida, der Bann von Geschlechtsumwandlungen minderjähriger Transgender und Maulkörbe für Lehrer, die in den öffentlichen Schulen über LGBTQ+-Themen sprechen wollen.

Parallel dazu reiste DeSantis zu Veranstaltungen in den ersten Bundesstaaten mit Vorwahlen, New Hampshire und Iowa, besuchte Israel, Japan, Südkorea und Großbritannien. DeSantis ignorierte weitgehend die Sticheleien Donald Trumps, der ihn in die Ecke eines undankbaren Verräters stellt. „Illoyal“ sei der ehemalige Kongressabgeordnete, der Dank seiner Unterstützung überhaupt nur Gouverneur geworden sei. Trump versucht dabei den Eindruck zu erwecken, als liege er uneinholbar vorn. Doch jeder, der nur eine vage Ahnung von Präsidentschaftswahlkämpfen in den USA hat, weiß, dass Umfragen zu diesem Zeitpunkt nicht das Papier wert sind, auf dem sie stehen. Die Dynamik kann sich über Nacht ändern. Und genau das könnte am kommenden Mittwoch passieren, wenn der drei Jahrzehnte jüngere Herausforderer DeSantis in Miami seinen Hut in den Ring wirft.

Trumpismus ohne Sperenzchen

Bei einer Schaltkonferenz legte DeSantis nach. Es gebe zu diesem Zeitpunkt nur drei ernsthafte Bewerber um das Weiße Haus: „Biden, Trump und ich“, erklärte der Gouverneur. „Von den dreien, haben zwei eine Chance, zum Präsidenten gewählt zu werden - Biden und ich.“

Der Appeal den DeSantis besteht darin, den Republikanern einen „Trumpismus“ ohne das Drama Trumps anzubieten - Florida eben. Da passt nun wenig in das sorgfältig gestrickte Narrativ, dass Disney, der mit 75 000 Beschäftigten größte Arbeitgeber und Steuerzahler des Sonnenstaates eine Großinvestition von einer Milliarde Dollar streicht – wegen des Kulturkriegs, den DeSantis in Florida institutionalisiert hat.

Wegen der Kritik des Konzerns an seiner Politik hatte DeSantis im Februar Floridas Parlament ein Gesetz beschließen lassen, das den Selbstverwaltungsstatus von „Disney World“ stark einschränkt. In dem Streit zog Disney im April vor Gericht und verklagte DeSantis.

DeSantis glaubt, dass ihm das Kräftemessen mit Disney hilft, sein Profil bei den Vorwahlen zu schärfen. Doch das ist mehr als unsicher. Denn viele Republikaner, allen voran Trump, kritisieren den Gouverneur dafür, zu viel auf dem Altar seines „Don’t-Say-Gay“- Konservativismus zu opfern. Der Konzern drohte damit, weitere Investitionen in Höhe von 17 Milliarden Dollar zur Disposition zu stellen.