Trotz hoher Wogen um fast 40 Jahre alte Äußerungen des Grünen-Politikers Daniel Cohn-Bendit über Intimitäten mit Kindern hält die Theodor-Heuss-Stiftung weiter an der Ehrung für ihn fest.

Stuttgart - Trotz hoher Wogen um fast 40 Jahre alte Äußerungen des Grünen-Politikers Daniel Cohn-Bendit über Intimitäten mit Kindern hält die Theodor-Heuss-Stiftung an der Ehrung für ihn fest. „Wir haben es natürlich diskutiert“, sagte deren Vorsitzender Ludwig Theodor Heuss am Montag. Es sei klar, dass die Stuttgarter Stiftung Pädophilie nicht dulde und sich von den Äußerungen in jeder Form distanziere, wie Cohn-Bendit es selbst auch getan habe. Es habe nie eine Anklage gegen den Politiker gegeben. Ausgezeichnet werden soll der 68-Jährige als Vordenker der Demokratie. Er habe als profilierte Person immer wieder Impulse gegeben, die aufgenommen worden seien, sagte Heuss.

 

Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hatte die Diskussion Mitte März ausgelöst. Er sollte die Festrede für den Heuss-Preisträger halten, sagte aber ab, um den Eindruck zu vermeiden, das Gericht würde Aussagen wie die von Cohn-Bendit billigen. Dieser hatte im Buch „Der große Basar“ von 1975 unter anderem geschrieben, dass einige Kindergartenkinder „meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln“. CDU und FDP im Südwesten forderten, die Ehrung am 20. April in Stuttgart abzusagen. Die Liberalen sprachen von einem „Bekenntnis zur Pädophilie“.

Heuss dagegen sagte, es liege nichts Aktuelles gegen Cohn-Bendit vor. Sein alter Fehler werde jetzt politisch instrumentalisiert. „Das bedauere ich.“ Er erwarte allerdings, dass sich der Grünen-Politiker bei der Verleihung „in aller Form und Klarheit von der Äußerung distanziert“. Auch die Stiftung werde deutlich dazu Stellung beziehen. Sie hätten im Kuratorium und im Vorstand über die Ehrung diskutiert - und sich mehrheitlich dafür entschieden. „Letztlich ist es auch die Frage, wie geht man als Stiftung mit äußerem Druck um.“