An diesem Mittwoch hat Marcel Kellers Inszenierung von Lessings „Minna von Barnhelm“ an der Esslinger Landesbühne Premiere. Das aufklärerische Lustspiel konfrontiert verkrustete Ehrbegriffe und emanzipiertes Handeln, erzählt damit Zeitloses über das Verhältnis von Männern und Frauen.

Esslingen - Ein Mann hält sich für den letzten Dreck. Aber gerade deshalb nicht für ehrlos. Ganz im Gegenteil. Wenn er sich seiner Verlobten so, in diesem Zustand, nicht mehr zumuten will, dünkt er sich höchst ehrenwert. Sicher ist sein Dünken auch ein Dünkel – der letzte, der ihm blieb. Das Einzige, was ihn noch aufrichtet. Ein Prinzip. Eine Haltung, eine aufrechte. Militärischer Schliff. Kommt nicht von ungefähr, schließlich hat man gedient, als Offizier im Krieg. Weil er ein wackerer Soldat, aber kein Schinder unbeteiligter Zivilisten war, hat er jetzt, nach unehrenhafter Entlassung und als Kriegsversehrter, einen Korruptionsprozess am Hals, der Major Tellheim. Quasi als Dank für eine humanitäre Tat. Was gibt’s da zu lachen? Zunächst gar nichts, räumt der Regisseur Marcel Keller ein.