Es ist das gesellschaftliche Großereignis in der Stadt: Der Presseball hat wieder Politprominenz, Medienmacher und VIPs versammelt. Aber zwei der wichtigsten Gäste fehlten.

Stuttgart - Was für eine Gelegenheit – und dann das. Winfried Kretschmann (Grüne) hat diese Woche ja angekündigt, er wolle sich künftig bei seiner Wortwahl wieder „streng an eine staatstragende Linie halten“. Dass er im Smoking bereits hinreichend staatstragend aussieht, hat der Ministerpräsident und Schirmherr des Landespresseballs in den Vorjahren bewiesen. Bei der 59. Auflage mit gut 2000 Gästen hätte er am Freitag nun auch mit seriösem Small Talk brillieren können. Aber leider musste Kretschmann kurzfristig absagen. Er hat Bronchitis.

 

Damit fiel Innenminister Thomas Strobl (CDU) als dem stellvertretenden Ministerpräsidenten die ehrenvolle Aufgabe zu, den Ball mit dem ersten Walzer offiziell zu eröffnen. Seine Tanzpartnerin: Isabell Knüttgen, die Frau des SWR-Redakteurs und Vorsitzenden der Landespressekonferenz, Anno Knüttgen, der mit der Medienmanagerin Christine Strobl tanzte. „Die Freude überwiege“, kommentierte Strobl die kurzfristige Planänderung – „er ist der versiertere Tänzer von uns beiden“, ergänzte seine Frau. Ballerfahrung haben beide. Seit geschätzten 20 bis 25 Jahren seien sie Stammgäste, so der Minister. „Ununterbrochen.“ Zur Begrüßung im Foyer war übrigens auch ein Riesling-Sekt brut aus Baden ausgeschenkt worden, mit dem schönen Namen „Stich den Buben“. Purer Zufall natürlich.

Die Ehrentische für die Politprominenz waren nicht ganz so gut besetzt wie in den Vorjahren. Die Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) begrüßte eine überschaubare Ministerriege. Im Beethovensaal trafen sich die Ressortchefs Susanne Eisenmann (Kultus, CDU), Winfried Hermann (Verkehr, Grüne) Nicole Hoffmeister-Kraut (Wirtschaft, CDU) sowie Franz Untersteller (Umwelt, Grüne).

Liederhalle ohne Tiefgarage? Verrückt!

Der Hausherr der Liederhalle, Oberbürgermeister Fritz Kuhn, musste ebenso passen. „Ich habe lang hin und her überlegt“, schrieb Kuhn am Montag an die Organisatoren des Balls, „letztlich mich aber doch entschieden, zur Theaterpremiere von Burkhard C. Kosminski zu gehen.“ Er sei an der Auswahl des neuen Schauspielintendanten persönlich beteiligt gewesen und wolle nun gern „Präsenz zeigen“ bei dessen erster Inszenierung. Zum anderen habe er die ersten Vorstellungen der beiden anderen neuen Intendanten von Oper und Ballett ebenfalls besucht – was ein wichtiges Signal sei, warb Kuhn um Verständnis. Ihn vertrat Ordnungsbürgermeister Martin Schairer, begleitet von seiner Frau Ulrike Zeitler.

In seiner Begrüßungsrede blickte Anno Knüttgen auf den Dauerstreit um Fahrverbote – und weit in die Zukunft: „Dann werden wir uns im November 2024 fragen: Wisst ihr noch, wie wir früher zum Landespresseball gekommen sind? Mit dem – Auto! Und unter der Liederhalle, da gab es so eine – wie hieß das noch? Tiefgarage! Verrückt.“

Landespolitik und Ball hätten so einiges gemeinsam, sagte Knüttgen. „Eine ganz wichtige Frage beim Tanzen ist: Wer führt?“ Bei der SPD hieße das: Leni Breymaier oder Lars Castellucci? Bei der CDU: Strobl oder Wolfgang Reinhart? Bei den Grünen: Kretschmann oder wer? „Das Großartige ist, dass wir Journalisten in Baden-Württemberg solche Fragen stellen können. Da kommt niemand und nimmt das Mikrofon weg oder entzieht die Akkreditierung. Ich finde, auch das ist ein Grund zu feiern.“

Erlös geht an Journalisten in Not

Feiern und Gutes tun ist das Motto der Benefizveranstaltung. Der Erlös der Tombola, die dank der Sponsoren Preise im Gesamtwert von mehr als 200 000 Euro vereinte, geht an in Not geratene Journalisten. Als Hauptgewinn stand ein E-BMW im Foyer zur Abholung bereit. Voriges Jahr stand der Besitzer erst nach einer wochenlangen Zitterpartie fest. Die Gewinner waren direkt nach dem Ball in den Urlaub aufgebrochen und hatten sich danach quasi in letzter Sekunde noch gemeldet.

Mit dem Engagement von Boney M. als Stargast ist die Pressestiftung als Gastgeberin dieses Jahr kein Risiko eingegangen. Die einst von Frank Farian gegründete Band, bei der von der ursprünglichen Besetzung nur noch die Leadsägerin Liz Mitchell dabei ist, hat die Ballgäste schon einmal begeistert. Sie sei glücklich, wieder in Stuttgart zu sein, sagte sie vor dem Auftritt. „Ich erinnere mich an den Presseball vor zehn Jahren: Ich hatte eine wundervolle Zeit, und es war eine erfolgreiche Show – die Menschen waren wunderbar.“ Und so sang sie auch diesmal „all die Hits aus all den Jahren“ für die Gäste. Denn: „Ich vertraue darauf, dass das die Lieder sind, die sie hören wollen.” Und wie die das wollten!

Zwar seien für sie selbst alle Songs von Boney M. Favoriten. Besonders am Herzen liege ihr aber „Rivers of Babylon“, weil dieser Titel wie auch „Brown Girl in the Ring“ ihr einen Platz in der Musikgeschichte gebracht hätten. Recht hat sie.