Die Gründerfamilie steigt beim Göppinger Pressenhersteller Schuler aus. Der österreichische Andritz-Konzern will die Firma übernehmen.

Stuttgart - Der österreichische Maschinenbaukonzern Andritz steigt als neuer Großaktionär beim weltgrößten Pressenhersteller Schuler AG ein und will das Göppinger Unternehmen vollständig übernehmen. Wie die Unternehmen am Dienstag mitteilten, hat der Großaktionär Schuler-Beteiligungen GmbH seinen gesamten Anteil in Höhe von 38,5 Prozent an Andritz verkauft. Hinter der Beteiligungsgesellschaft steht die Gründerfamilie Schuler-Voith, die „sich damit vollständig aus der Schuler AG zurückzieht und auf diese Weise die Nachfolgefrage regelt“, teilte der Göppinger Maschinenbauer mit.

 

„Wir bedauern das Ausscheiden der Familie Schuler-Voith nach 173 Jahren Firmengeschichte, haben aber Verständnis für diesen Schritt“, kommentierte Schuler-Vorstandschef Stefan Klebert den Aktionärswechsel in der Mitteilung. Aufsichtsratsvorsitzender der Schuler AG und Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft ist Robert Schuler-Voith, ein Nachfahre des Firmengründers Louis Schuler. Er gilt zugleich als Oberhaupt des Familienstammes Hermann Voith, der Anfang der neunziger Jahre bei dem gleichnamigen Heidenheimer Maschinenbauer ausschied.

Positive Entwicklung fortsetzen

Es sei der Familie vor allem wichtig gewesen, die Weichen so zu stellen, dass der Schuler-Konzern als ganze Unternehmenseinheit seine positive Entwicklung fortsetzen und die eigene Unternehmenskultur erhalten bleiben könne, teilte die Beteiligungsgesellschaft mit. Hinzu komme, dass auch der geeignete Zeitpunkt gewählt werden sollte, zu dem ein solch einschneidender Übergang gut bewältigt werden könne. Robert Schuler-Voith wies darauf hin, dass dieses Jahr das mit Abstand erfolgreichste der langen Firmengeschichte sei. Mit dem neuen langfristig orientierten Partner Andritz werde das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft gelegt.

Andritz will die gesamten Aktien für 20 Euro je Anteilsschein übernehmen. Am Dienstag sprang der Kurs auf knapp über 20 Euro. Weitere Großaktionäre sind die Kreissparkasse Biberach mit 6,2 Prozent und die Süddeutsche Beteiligung GmbH in Stuttgart mit 12,5 Prozent. 38,5 Prozent der Aktien sind breit gestreut. Einzige Voraussetzung für das Übernahmeangebot ist laut Andritz die kartellrechtliche Freigabe.

Prall gefüllte Kasse

Der 1852 in Graz gegründete österreichische Konzern hat eine prall gefüllte Kasse. Bei einem Jahresumsatz von zuletzt 4,4 Milliarden Euro und 17 000 Mitarbeitern verfügte er Ende März 2012 über Barmittel von 1,3 Milliarden Euro. Die Übernahme der gesamten Aktien würde rund 594 Millionen Euro kosten. „Der geplante Erwerb von Schuler stellt ein attraktive Verbreiterung der bestehenden Geschäftsaktivitäten dar“, begründete Andritz die Kaufofferte. Schuler könne innerhalb des Andritz-Konzerns „gute Voraussetzungen zur Fortsetzung des bisherigen Wachstums finden“. Ein Standbein von Andritz ist die Metallverarbeitung, in der auch Schuler tätig ist. Zudem liefern die Österreicher unter anderem Anlagen für Wasserkraftwerke sowie für die Papier- und Zellstoffindustrie.

Schuler hat vor kurzem erst über einen Gewinnsprung berichtet. Das Konzernergebnis hat sich in der ersten Hälfte des am 1. Oktober begonnenen Geschäftsjahres auf 21,7 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Der Umsatz stieg um 44 Prozent auf rund 581 Millionen Euro. Größter Kunde ist die Autoindustrie. Der Auftragsbestand des Unternehmens erreichte Ende März den Rekordwert von 1,22 Milliarden Euro. Aufgrund der positiven Entwicklung hat das Unternehmen die Prognose angehoben. Demnach soll der Konzernumsatz im Gesamtjahr von 959 Millionen auf rund 1,2 Milliarden Euro steigen.