Die jüngste Esslinger Bedarfsplanung für die Jahre 2023 bis 2026 hat gezeigt, dass die Platzsituation für Kinder unter drei Jahren prekär ist. Die Versorgungsquote liegt bei 37, 54 Prozent, anvisiert sind 44 Prozent. Zudem stehen 373 Kinder auf der Warteliste, die drei Jahre alt sind oder dies bis zum Start des neuen Kitajahres werden. Und wenn schon die nicht zum Zug kommen, ist es erst recht schwer, für die Jüngeren einen Platz zu finden. Vor allem im U-3-Bereich setzt Esslingen deshalb auf die Kindertagespflege. 2019 wurde eine Platzpauschale eingeführt, um die Einnahmen für Tageseltern zu erhöhen und so weitere Plätze zu gewinnen. Mit diesem Betrag sollen unbürokratisch die Ausfälle bei Krankheit oder Urlaub und andere Aufwendungen etwa für Eingewöhnung oder Qualifizierung abgegolten werden. Ziel war damals, weitere 30 Plätze für unter Dreijährige in der Kindertagespflege zu schaffen. Das ist zwar bis heute nicht gelungen. „Allerdings weist der Zuwachs von 20 U-3-Kindern in die richtige Richtung“, heißt es in der Beratungsvorlage zum jüngsten Ausschuss für Bildung, Erziehung und Betreuung (ABEB).
Bedenklich ist der stetige Rückgang von Tagesmüttern oder- vätern – zuletzt waren es in Esslingen noch 60 Personen. Die Stadt steht damit nicht alleine da. Es ist ein Trend, der landkreis- und bundesweit zu beobachten ist. Esslingen will diesen Job attraktiver machen. Rückwirkend zum 1. Januar wird deshalb die Pauschale erhöht und liegt nun zwischen 1440 Euro und 2400 Euro pro Kind und Jahr, je nach Umfang und Art der Betreuung. Damit verbunden ist die Auflage, dass Eltern maximal einen Euro pro Stunde zusätzlich an die Betreuungsperson zahlen müssen, die aber weiterhin Essensgeld verlangen darf. Das hat der ABEB jetzt beschlossen, beraten wird das Thema am 4. März noch im Verwaltungsausschuss. Für die Stadt bedeutet das einen jährlichen Mehraufwand von rund 127 000 Euro.
Kommunen machen sich bei Betreuung Konkurrenz
Wie die einzelnen Kommunen die Tageseltern zusätzlich zum Landkreis unterstützen, der die Betreuungsstunde mit 7,50 Euro vergütet, die Unfallversicherung und die Hälfte der Sozialversicherung bezahlt, ist sehr unterschiedlich. Dieser „Überbietungswettbewerb“ habe zu Konkurrenz geführt, kritisiert Esslingen und fordert eine einheitlichere Lösung. Dass die Tageseltern oft lange auf ihr Geld warten mussten, hatte zusätzlich für Unmut gesorgt. Immerhin die Abrechnung mit dem Kreisjugendamt soll nach Angaben des Tageselternvereins seit diesem Jahr einfacher werden.
Esslinger Ziel: Eine TiagR in jedem Stadtteil
Schon früh hat Esslingen auf den Ausbau eines Modells mit dem sperrigen Namen „Tagespflege in anderen geeigneten Räumen“, kurz TiagR, gesetzt. Die Tagesmütter- oder Väter sind nicht mehr Einzelkämpfer, sondern tun sich zusammen, um außer Haus eine Betreuung anzubieten. Noch ist das Ziel, in jedem Stadtteil eine TiagR anzubieten, nicht erreicht. „Aber die Stadt liegt im Plan und ist mit dieser Schwerpunktsetzung Vorreiter im Landkreis“, so Amtsleiter Bernd Berroth. Acht TiagR gibt es aktuell. Künftig wird die Stadt dieses Modell stärker unterstützen. Der Ausschuss hat zugestimmt, dass der einmalige Ausstattungszuschuss auf 15 000 Euro erhöht wird. Außerdem hilft die Stadt verstärkt bei der Suche nach Räumen.