Der Autohersteller versteht sich zunehmend als Luxusmarke. Und wo Luxus viel Geld verspricht, da sind auch Produktfälscher nicht weit. Wie Mercedes von Kriminellen bedrängt wird, und wie sich der Konzern dagegen wehrt.

Nachrichtenzentrale: Andreas Schröder (sö)

Der Vorstandschef von Mercedes-Benz, Ola Källenius, hat sein Unternehmen voll auf Luxus ausgerichtet. Hochwertige Fahrzeuge für anspruchsvolle Kunden zu entsprechenden Preisen, teure Accessoires wie Brillen und Bekleidung, eine ganze Erlebniswelt rund um die Fahrzeugpalette des Stuttgarter Konzerns. Und wo mit Luxus viel Geld verdient wird, da sind auch Produktfälscher nicht weit.

 

Das Phänomen ist nicht neu, der weltweite Handel mit gefälschten Produkten von Mercedes-Benz hat nach Unternehmensangaben allerdings massiv zugenommen, vor allem online. „Im vergangenen Jahr gab es erneut eine deutliche Steigerung der Fälscher-Aktivitäten auf Social Media- und Online-Marktplätzen“, teilt der Autobauer mit. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der entfernten Online-Angebote solcher Produktfälschungen auf einschlägigen Plattformen um etwa 23 Prozent auf mehr als 155 000 Fälle gestiegen – ein neuer Rekordwert. Im Jahr 2022 seien insgesamt mehr als 1,6 Millionen Produktfälschungen bei über 620 Razzien beschlagnahmt worden.

Wo Mercedes drauf steht, aber nicht drin ist, kann es für die Verbraucher gefährlich werden: „Die Qualität von Produktfälschungen ist meist mangelhaft und erfüllt nicht die gesetzlichen Mindestvorgaben in puncto Sicherheit. Deshalb sind Fälschungen ein erhebliches Risiko für die Gesundheit und die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer“, teilt Mercedes weiter mit. Ein global operierendes, konzerneigenes Team vom Markenschützern arbeite eng mit Zoll- und Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt zusammen, um Fälschern das Handwerk zu legen. Dabei geht es den Stuttgartern nicht nur um die Produkte selbst: „Organisierte Produktfälscherbanden lassen ihre qualitativ minderwertigen und oftmals gefährlichen Waren meistens unter menschenunwürdigen Bedingungen ohne Rücksicht auf Menschenrechte, Umweltstandards und Arbeitsschutz produzieren. Dagegen gehen wir massiv vor“, sagt Renata Jungo Brüngger, Mercedes-Vorstandsmitglied für Integrität, Governance & Nachhaltigkeit.

Oft kaum vom Original zu unterscheiden

Dadurch würden nicht nur Verbraucher geschädigt, sondern auch die Beschäftigten vor Ort und die Gesellschaft als Ganzes. Fälscher seien „dabei sehr umtriebig und erweitern ihr Portfolio ständig“. Als klassische Ziele der Produktpiraten nennt Mercedes Bremsscheiben, Räder sowie Karosserie- und Lenkungsteile. Die Fälschungen ließen sich optisch oftmals kaum von Originalteilen unterscheiden. Auch das lukrative Digitalgeschäft hätten die Kriminellen zunehmend im Visier: „Wir haben auch das wachsende Geschäftsmodell der Fälscherindustrie bei digitalen Gütern im Blick“, sagt der verantwortliche Markenschützer Florian Adt dazu.

„Aufspüren, Angreifen und Vorbeugen“

Beim Handel mit gefälschten Waren nutzten die Fälscherbanden die weitgehende Anonymität der Online-Marktplätze und -Technologien aus. Daher verstärke Mercedes-Benz den Kampf gegen Fälschungen im Online-Handel: „Die Markenschutz-Strategie umfasst drei Säulen: Aufspüren, Angreifen und Vorbeugen.“ Die Markenschützer böten zum Beispiel regelmäßig Trainingsveranstaltungen und Informationsmaterial beispielsweise für Zollbehörden oder Dienstleister an. Mercedes setzt auch auf den wachsamen Verbraucher: „Um nicht auf Fälscher hereinzufallen, helfen ein paar einfache Kriterien beim Einkauf. Das fängt bei der sorgfältigen Prüfung von auffällig erscheinenden Angeboten im (Online-) Alltag an“, heißt es. Typische Alarmsignale für Produktfälschungen seien ein deutlich niedriger Preis, Auffälligkeiten in der Produktqualität oder der Verkauf über zweifelhafte Online-Quellen. „Teilweise lässt sich sofort an den Produktbildern oder an den Bezeichnungen erkennen, dass es sich nicht um Originale handeln kann, da Mercedes-Benz diese Produkte gar nicht herstellt.“