Fritz Kuhn beklagt, dass in Stuttgart Sozialwohnungen gebaut werden, während in der Region Reihenhäuschen entstehen. Lässt sich das ändern?
Aus meiner Sicht sollte der Verband Region Stuttgart mehr Kompetenzen für Modellprojekte der Wohnbaupolitik erhalten. Zudem müssen wir die Kommunen belohnen, die beim sozialen und verdichteten Wohnungsbau vorangehen. Dabei existiert aber ein Imageproblem.
Wie meinen Sie das?
Geförderter Wohnungsbau bedeutet nicht, dass sich nur Problemfälle häufen. Es handelt sich um Wohnungen für Menschen mit geringeren Einkommen – etwa Krankenpfleger oder Erzieher – , die auf dem freien Markt inzwischen kaum noch unterkommen, und auch Familien. Auch die Mittelschicht braucht den geförderten Wohnungsbau.
Welche Rolle könnte eine Internationale Bauausstellung (IBA) bei der Regionalisierung der Wohnbaupolitik spielen?
Ich denke, es wäre eine große Chance für die Region, 2027 zum 100-jährigen Bestehen der Weißenhofsiedlung, eine solche Ausstellung zu veranstalten. Diese könnte bereits zehn Jahre im Voraus, also 2017, starten. Ein Schwerpunkt muss der preisgünstige Wohnungsbau sein, kombiniert mit Aspekten einer nachhaltigen Stadtentwicklungspolitik. Dadurch könnte es gelingen, Fördermittel in der Region zu bündeln und eine interkommunale Kooperation zu forcieren.
Warum sollte eine IBA die Region einschließen und sich nicht allein auf das Rosensteinquartier auf den Gleisflächen nördlich des Stuttgarter Hauptbahnhofs beschränken?
Wir können die Probleme nicht allein in der Landeshauptstadt lösen. Wir brauchen dringend eine regionale Perspektive. Die Region ist im öffentlichen Nahverkehr und bei der Wirtschaftsförderung bereits gut aufgestellt. Sie muss nun in anderen Bereichen ebenso gut aufgestellt werden. Etwa beim sozialen Wohnungsbau.
Ohne öffentliche Fördermittel werden keine Sozialwohnungen gebaut. Wer soll dieses Geld künftig in der Region verteilen?
Die große Chance einer IBA wäre es, Fördermittel im Sinne einer Belohnung in die Gegenden zu lenken, in denen preisgünstiger Wohnungsbau erstellt wird. Wichtig wäre es zudem, den Erhalt von bestehenden Sozialwohnungen zu fördern oder im Bestand durch den Erwerb von Bindungen neue Sozialwohnungen zu schaffen.