Am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium werden 13 Schüler an drei Projekttagen zu Medienexperten ausgebildet. Ab nächstem Schuljahr sollen sie ihren Mitschülern als Ansprechpartner zur Seite stehen.

Bad Cannstatt - Kurz vor Beginn der Sommerferien geht es für Maureen Herbst und Julia Bauer noch einmal ans Eingemachte. Die zwei Schülerinnen des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums stehen vor einem Greenscreen und sollen einen Werbeclip drehen. In ihren Händen halten sie eine Kekspackung, und die soll so gut wie möglich beworben werden. Wie das ansatzweise funktioniert, wissen sie inzwischen: „Am besten man formuliert einfache, einprägsame Sätze. Ein Jingle hilft bei der Wiedererkennung“, sagen sie.

 

Die zwei 15-Jährigen sind Teil einer Medien-Projektgruppe, die aus insgesamt 13 Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Klassen besteht. Sie sollen an drei Tagen zu sogenannten „Schülermediencoaches“ ausgebildet werden. Neben manipulativen Werbestrategien lernen die Schüler auch, wie soziale Netzwerke funktionieren und was man gegen Cyber-Mobbing tun kann. Christian Bluthardt von der Caritas Stuttgart ist einer der Referenten und erklärt die Idee, die hinter dem Projekt steckt: „Früher sind wir an die Schulen und haben ein Bewusstsein für den richtigen Umgang mit Medien geschaffen.“ Das bleibe auch noch so, sagt Bluthardt. Hinzu komme nun aber, „dass wir aus den Schülern selbst Medienpädagogen machen.“ Das sei viel nachhaltiger, weil die Schüler, im Gegensatz zu den Referenten, als Ansprechpartner an der Schule bleiben und anderen Schülern weiterhin zur Seite stehen können.

Eltern und Lehrer nutzen das Internet anders

Jens Popp, Schulsozialarbeiter am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium, hält viel von diesem Ansatz: „Wir wissen, dass die Hemmschwelle niedriger ist, wenn Schüler auf Schüler zugehen können“, sagt er, „Viele Probleme, auf die Kinder und Jugendliche im Internet stoßen, kommen im Gespräch mit Erwachsenen nicht zur Sprache.“ Dies hänge damit zusammen, dass die Schüler den Eltern oder Lehrern unterstellen, dass sie weniger vom Internet verstehen. „Die Schülermediencoaches treten dann als Vermittler auf, die in der Lage sind, das Problem einzustufen“, so Popp.

Maureen Herbst und Julia Bauer sehen das ähnlich. Geht es nach ihnen, nutzt ihre Generation das Internet ganz anders als die der Erwachsenen: „Die meisten in unserem Alter sind schon gar nicht mehr auf Facebook, wo viele Erwachsene noch aktiv sind“, sagt Herbst. Jugendlichen seien der Nachrichtendienst „WhatsApp“ und die Fotografie-App „Instagram“ viel wichtiger. „Diese zwei Apps reichen aus. Damit haben wir alles, was wir im Alltag brauchen“, so Bauer. Allein weil das Nutzungsverhalten zwischen Jugendlichen und Erwachsenen so unterschiedlich sei, sind auch die Beiden überzeugt, dass die Schülermediencoaches aufgrund des ähnlichen Erfahrungshorizonts hilfreiche Ansprechpartner für die Schüler sein können.

Ab nächstem Schuljahr werden die 13 zu Medienexperten ausgebildeten Schülerinnen und Schüler ihren freiwilligen Dienst antreten und unter anderem zu Themen wie Datenschutz, Kostenfallen und dem richtigen Verhalten im Chat beraten.