Musik und besondere Schallwellen helfen beim Stressabbau. Das erfahren derzeit Mitarbeiter des Evangelischen Vereins bei einem Projekt, welches von der Maria-Bischoff-Stiftung unterstützt wird.

Bad Cannstatt - Dass Musik heilende Wirkung haben kann, ist vorstellbar. Dass sie kombiniert mit Schallwellen die Leistung steigern kann, das wird derzeit beim Evangelischen Verein ausprobiert. Dort kommen 16 Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen in den Genuss eines speziellen Förderprojekts, finanziert von der Maria Bischoff-Stiftung, worüber sich Sabine Blank, Geschäftsführerin des Evangelischen Vereins, freut. Mit dabei sind Mitarbeiter aus der Küche, Hausreinigung, Verwaltung, Pflege und der zusätzlichen Betreuungsgruppe.

 

Leistungsfähigkeit steigern

„Es wirkt wirklich“, sagt Blank. Zehn Sitzungen gibt es für die Teilnehmer, bei denen jeweils eine Stunde lang Musik gehört wird. „Es ist keine Musiktherapie. Die Musik soll im Unterbewusstsein aufgenommen werden“, sagt Blank. Die Methode heißt Audiovisuelle Wahrnehmungsförderung (AVWF) nach Ulrich Conrady. Sie soll die Leistungsfähigkeit fördern und das Wohlbefinden steigern. Über Kopfhörer hören die Teilnehmer Musik, die mit speziellen Schallwellen das Nervensystem in Balance bringt.

Die Methode soll bei Jung und Alt die mentale und körperliche Leistungsfähigkeit steigern, soziale Kompetenzen und Selbstsicherheit sowie den Grad der Selbstständigkeit verbessern. Auch kann sich durch verbessertes Schlafverhalten die Regenerationsfähigkeit erhöhen, erklären die Experten. „Die Methode hat übrigens der deutschen Handball-Nationalmannschaft im Jahr 2007 zur Weltmeisterschaft verholfen“, wie AVWF-Trainer Heinz Nothnagel erklärt. Das war auch der Auslöser für den studierten Psychologen und Volkswirt, sie anzubieten. Seine Kollegin Christina Leser hat ebenfalls Betriebswirtschaft studiert und ist mit Begeisterung dabei.

Massage für das Ohr

Mit den modulierten Schallwellen wird auf einen Muskel im Mittelohr eingewirkt. „Es ist eine Massage des Mittelohrmuskels“, so Nothnagel. In der Musik werden die tiefen Frequenzen herausgefiltert, die der Körper als Stress empfindet. „Wenn wir entspannt sind, sind wir in der Lage, den Alarm-Impuls zu verringern. Dies wirkt im unterbewussten Bereich. Durch den Stressabbau funktioniert der Organismus besser, auch das Immunsystem und der Körper haben mehr Ressourcen“, sagen die Trainer. „Die Konzentration verbessert sich“, erläutert Blank. Vor und nach dem Projekt wird der Stress gemessen. Nach zwei Wochen ergebe sich eine Verbesserung um 38 Prozent, sagt Nothnagel.

Auch bei Jahn-Realschülern läuft das Projekt derzeit mit Fünftklässlern, finanziert wird es von der Eileen-Mezger-Stiftung. „Hier soll die Therapie den Schülern helfen, etwa den Störschall vom Nutzschall zu unterschieden“, sagt Leser. Die Auswirkungen sind gravierend: Es wird leiser in der Klasse, auch nehme die soziale Kompetenz und die Motivation zu. Die Teilnehmer des Projektes dürfen lesen, arbeiten und tun, was sie wollen. Einige entspannen sich und schlafen. Auch zu Hause soll sich der Schlaf durch die Methode verbessern, das haben einige der Cannstatter Teilnehmer festgestellt.