Lokales: Mathias Bury (ury)

Auch die Landeshauptstadt hat in den vergangenen Jahren Fehler begangen. So hat die Verwaltung dazu beigetragen, dass die Zahl der Bordelle zugenommen hat. Die Verwaltung räumt in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion ein, dass das Liegenschaftsamt sowie die städtische Wohnungsgesellschaft SWSG, die beide zum Referat von Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) gehören, in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 15Gebäude im Leonhardsviertel verkauft haben. Zwar hat man, wie 1984 beschlossen, die Verträge mit einer sogenannten Rotlichtklausel versehen, die Bordellbetriebe in den Häusern unter Androhung von Geldstrafen untersagt, aber in der Praxis sind die Dinge offenbar anders gelaufen als in der Theorie. In zwei Fällen - in den verkauften Gebäuden befinden sich heute Bordelle - führt die Stadt schon seit etwa eineinhalb Jahren Prozesse, bisher mit begrenztem Erfolg.

 

Auch wenn jedem Laien, der vor einem der Häuser steht, sofort klar ist, was in den Mauern vor sich geht, ist der juristische Nachweis schwierig. Zeuginnen, die bereit sind zur Aussage, finden sich kaum oder sind plötzlich verschwunden. Durch den Einsatz von Strohmännern lässt sich mancher Betrieb trotz juristischen Drucks lange aufrechterhalten. Inzwischen ist auch noch dem Letzten in der Verwaltung klar, dass man das eine oder andere Objekt an einen schillernden Immobilienhändler veräußert hat und doch besser auf die kritischen Stimmen gehört hätte, die es im Rathaus im Einzelfall durchaus auch gab.

Am Dienstag, 24. Mai, treffen sich wieder die Beteiligten zu einem Runden Tisch in Sachen Leonhardsviertel. In absehbarer Zeit dürfte sich auch der Gemeinderat, aus dessen Reihen man in den vergangenen Jahren keine lauten Protestrufe gegen die genannten Immobilienverkäufe in dem Rotlichtbezirk vernommen hat, wieder mit dem Quartier befassen. Einstweilen gilt, was der damalige CDU-Bezirksvorsteher Eberhard Palmer 1984 gesagt hat: "Im Leonhardsviertel ist manches falsch gelaufen, woran die Stadt nicht unbeteiligt war."