Der stellvertretende Leiter der Nürtinger Rettungshundestaffel hat Einspruch gegen den Strafbefehl eingelegt. Jetzt ist der Richter am Zug.

Nürtingen - Der Fall des ehemaligen stellvertretenden Leiters der DRK-Hundestaffel Nürtingen kommt vor Gericht. „Gegen den Strafbefehl ist Einspruch erhoben worden“, sagt die zuständige Richterin am Amtsgericht Kirchheim, Franziska Hermle. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft dem Mann, den das Rote Kreuz zwischenzeitlich von seinen Aufgaben entbunden hat, drei Vergehen der veruntreuenden Unterschlagung vor. Zudem hat er sich nach Einschätzung der Strafverfolgungsbehörde im Oktober des vergangenen Jahres selbst als Opfer eines Überfalls dargestellt, um das Verschwinden der dem DRK zustehenden Geldspenden zu vertuschen. Das hat ihm den Vorwurf des Vortäuschens einer Straftat eingebracht.

 

Prozess im Juli

Voraussichtlich im Juli müssen sich die Richter mit einem Fall beschäftigen, der schon vorab für reichlich Schlagzeilen gesorgt hat. Allein schon die Zutaten gereichten jedem Filmdrehbuch zur Ehre: Es geht um Rettungshunde, um einen möglicherweise vorgetäuschten Mordversuch und um das Verschwinden von Spendengeldern in Höhe von insgesamt rund 3000 Euro. Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Stuttgart zufolge hat der Beschuldigte nicht nur im Jahr 2008 und im Sommer 2011 jeweils Spendengeld in dreistelliger Höhe abgezweigt, sondern im Herbst des vergangenen Jahres zudem einen räuberischen Überfall allein zu dem Zweck vorgetäuscht, um das Verschwinden von weiteren 2000 Euro Spendengeld zu verschleiern. Auch dieses Geld war für die DRK-Rettungshundestaffel Nürtingen bestimmt gewesen.

Überfall frei erfunden?

„Der Mann hat sich als Opfer einer Straftat dargestellt, indem er ein Klebeband über den Mund gezogen und sich selbst gefesselt hat. Danach hat er sich, bei zuvor angeworfenen Motor seines Autos, auf den Garagenboden gelegt“, so fasst Claudia Krauth, die Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, die Vorwürfe zusammen. Der Auffassung von Polizei und Staatsanwaltschaft zufolge ist die Geschichte, in deren Verlauf ihn ein unbekannte Räuber mit Gewalt zur Herausgabe der Spendengelder gezwungen haben soll, frei erfunden worden.

Der Mann war damals rechtzeitig aufgefunden worden und mit schweren Vergiftungserscheinungen auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht worden. Den Verdacht, er habe seinem Leben selbst ein Ende setzen wollen, hat er den Worten von Claudia Krauth zufolge zurückgewiesen. Gleichwohl glauben Staatsanwaltschaft und Polizei, dem zur Tatzeit 30 Jahre alten Mann nachweisen zu können, dass auch die Geschichte mit dem Überfall nicht stimmen kann. Hätte der Beschuldigte den Strafbefehl und die damit verbundene Geldstrafe akzeptiert, wäre das einem rechtskräftigen Urteil gleichgekommen. So aber wird sich das Amtsgericht Kirchheim mit dem Fall beschäftigen müssen. „Die Verteidigung hat die Akten angefordert. Ich gehe davon aus, dass die Hauptverhandlung Ende Juli angesetzt wird“, sagt Franziska Hermle.

Das Problem mit den Spenden

In den Reihen der bundesweit ob ihres Ausbildungsstands und ihrer Erfolge hoch angesehene DRK-Hundestaffel ist es nicht zum ersten Mal zu Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Spendengeldern gekommen. Vor sechs Jahren hatte sich der damalige Leiter der Hundestaffel mit dem Vorwurf konfrontiert gesehen, 8000 Euro veruntreut zu haben. Der Mann ist mit einem Strafbefehl in Höhe von 1800 Euro damals nur deshalb so gut weggekommen, weil er das Geld nicht für sich, sondern für den Aufbau einer neuen Hundestaffel, wenn auch nicht unter dem Dach des DRK, verwenden wollte.