Nach einem halben Tag Genesungspause geht der Prozess gegen Bernie Ecclestone weiter. Der 83-Jährige muss sich in München wegen Bestechung des bayerischen Bankers Gerhard Gribkowsky verantworten.

Nach einem halben Tag Genesungspause geht der Prozess gegen Bernie Ecclestone weiter. Der 83-Jährige muss sich in München wegen Bestechung des bayerischen Bankers Gerhard Gribkowsky verantworten.

 

München - Im Schmiergeldprozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone steht nach der tagelangen Vernehmung des bayerischen Bankers Gerhard Gribkowsky die Glaubwürdigkeit seiner Aussagen im Mittelpunkt.

Der wichtigste Zeuge hatte Ecclestone beschuldigt, ihm beim Formel-1-Verkauf aus Angst vor einem Machtverlust 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt zu haben. Ecclestones Anwälte halten das für eine Lüge.

Aus ihrer Sicht hat sich der Banker, der seit Jahren im Gefängnis ist, von seiner Aussage gegen Ecclestone eine Besserung seiner Haftbedingungen versprochen. "Herr Dr. Gribkowsky ist ja kein Mensch, der frei von Gratifikation ist", sagte Rechtsanwalt Sven Thomas am Mittwoch vor dem Landgericht München. Damit spielte er darauf an, dass der Ex-Vorstand von der BayernLB einen Bonus für seine Bemühungen beim Formel-1-Verkauf gefordert hatte.

Der 83-jährige Ecclestone folgte dem Wortwechsel zwischen Verteidigern und Staatsanwälten wie stets mit Hilfe seiner Dolmetscherin, wirkte aber immer noch sichtlich mitgenommen von einer Erkältung. Am Vortag war der Prozess wegen des Gesundheitszustandes des 83-Jährigen unterbrochen worden. Auf Nachfragen des Richters sagte Ecclestone, es gehe ihm besser. Nach drei Zeugenaussagen konnte der Brite am Nachmittag wieder nach Hause fliegen und sich erholen, bis der Prozess weitergeht.

Gribkowsky ist die zentrale Figur

Ecclestone hatte den Bestechungsvorwurf zurückgewiesen und seine Millionenzahlung damit begründet, dass er von dem Banker bedroht worden sei. Für ihn steht in dem Prozess die Zukunft als Formel-1-Chef auf dem Spiel.

Gribkowsky wiederum fühlte sich von Ecclestone bedroht. Ende 2004 rief er bei der Polizei an und erzählte von "bedrohlichen Beobachtungen" in seinem Privatleben. Beim Joggen hätten sich ihm ohne ersichtlichen Grund Menschen in den Weg gestellt, und es habe an seiner Haustür geklingelt. "Er konnte sich das nur so erklären, dass Ecclestone ein Bedrohungsszenario aufbaut", sagte der Polizist, mit dem er damals gesprochen hatte, als Zeuge vor Gericht.

Gribkowsky ist im Prozess gegen Ecclestone die zentrale Figur. Während des Ermittlungsverfahrens gegen den Formel-1-Chef war er mehrfach von der Staatsanwaltschaft befragt worden. Dabei soll er Haftlockerungen zur Bedingung für eine Aussage gemacht haben. Außerdem war er nach Angaben der Ecclestone-Anwälte besorgt, vom Gefängnis in München ins weiter entfernte Straubing verlegt zu werden - was später aber nicht geschah.

Anlass zu Spekulationen über mögliche Absprachen mit der Staatsanwaltschaft über die Haftbedingungen gab den Anwälten auch ein lückenhaftes Protokoll einer Gribkowsky-Vernehmung. Insgesamt seien zwei Stunden und 50 Minuten der Befragung nicht protokolliert worden.

Gribkowsky war im Sommer 2012 wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er das Geld von Ecclestone angenommen und nicht versteuert hatte. Im Oktober 2013 durfte er aber von der geschlossenen Münchner Justizvollzugsanstalt in ein Freigängerhaus umziehen, wo er nur noch in der Nacht einsitzen muss. Aus Sicht der Ecclestone-Anwälte war dieser Zeitpunkt für bayerische Verhältnisse ungewöhnlich früh.