Der Ex-Präsident zeigt sich von seiner historischen Anklage in der Dokumentenaffäre demonstrativ unbeeindruckt. Theoretisch droht ihm eine langjährige Haftstrafe.

Donald Trump war in Eile, als er sich am frühen Dienstagnachmittag bei dem gläsernen Gerichtsgebäude in der Innenstadt von Miami einfand. Die Vorwürfe, die ihn dort bei der Anklageverlesung in der Dokumentenaffäre erwarteten, wiegen schwer. Doch der Ex-Präsident hatte noch einen weiteren Termin, den er keinesfalls verpassen wollte: Für den Abend hatte er im mehr als tausend Meilen entfernten Bedminster in New Jersey zu einer Spendengala in seinen Golfclub geladen.

 

Die Terminierung des fernsehgerechten Jubel-Auftritts auf heimischem Terrain am Abend zeigt, wie Trump seine jüngste juristische Verwicklung behandeln will: Es ist die erste Anklage eines ehemaligen oder amtierenden US-Präsidenten vor einem Bundesgericht. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe bis an sein Lebensende. Doch Trump denkt gar nicht daran, die Regie über die Ereignisse aus der Hand zu geben. Ein Ausstieg aus dem Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur komme für ihn „unter keinen Umständen“ in Frage.

Trump spricht von „finaler Schlacht“

Parallel zu seiner ersten Vernehmung, bei der er auf „nicht schuldig“ plädieren wollte, hatte Trump seine Anhänger zu Protesten aufgerufen. „Wir sehen uns am Dienstag in Miami!“, hatte er schon vor Tagen auf seiner Propagandaplattform Truth Social geschrieben und später bei einem Wahlkampfauftritt von einer „finalen Schlacht“ gesprochen. Sich selbst stilisiert er zum Opfer einer Verschwörung und Ziel eines „politischen Auftragsmords“. „Unser Land muss protestieren“, forderte er. Radikale Anhänger Trumps wie die gescheiterte Gouverneurskandidatin von Arizona, Kari Lake, drohen kaum verhohlen mit Gewalt.

„Wir nehmen dieses Ereignis sehr ernst. Wir wissen, dass sich diese Dinge zum Schlimmsten wenden können“, hatte Miamis Polizeichef Manny Morales erklärt und mahnend hinzugesetzt: „Aber das ist nicht die Art und Weise Miamis.“ Beobachter, die den gewaltsamen Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 miterlebt haben, waren erstaunt, dass die Behörden in Miami das gläserne Gerichtsgebäude zunächst nicht mit Metallgittern, sondern nur mit gelbem Flatterband abgesperrt hatten. Doch der republikanische Bürgermeister Francis Suarez betonte, die Stadt sei auf alles vorbereitet.

Die Details der Anklageschrift sind brisant

Drinnen im Gerichtssaal waren nach einer Entscheidung von Richter Jonathan Goodman keine Kameras zugelassen. Die Anhörung wurde aber per Video in einen anderen Raum übertragen. Vertreter der großen Fernsehsender und Zeitungen in den USA hatten sich schon am Vorabend in eine Schlange eingereiht, um in das Gebäude zu kommen.

Die Details der 49-seitigen Anklageschrift sind brisant. „Wenn nur die Hälfte davon wahr ist, ist er geliefert“, urteilte Trumps ehemaliger Justizminister Bill Barr am Wochenende bemerkenswert hart. Trump hatte nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus unzählige Kisten mit vertraulichen, geheimen und streng geheimen Regierungsunterlagen mitgenommen und in sein Privatdomizil Mar-a-Lago verbracht.