Der Waffenhandel im Internet floriert. Mit ein paar Klicks und vor allem anonym bekommt man im sogenannten „Darknet“ allerhand. Sogar Kriegswaffen, wie ein Prozess gegen zwei junge Männer in Stuttgart zeigt.

Stuttgart - Erneut müssen sich zwei Männer im Südwesten wegen illegalen Waffenhandels im sogenannten „Darknet“ vor Gericht verantworten. Den 25 und 28 Jahre alten Männern werden am Landgericht Stuttgart Verstöße gegen das Waffengesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen. Ihnen drohen mehrere Jahre Haft. Im Juli hatte das Landgericht Heidelberg bereits einen 32-Jährigen wegen Waffenhandels im „Darknet“ zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

 

Im Keller der Großmutter eines der Angeklagten in Sindelfingen sollen die Männer Schreckschusspistolen in scharfe, todbringende Waffen umgebaut haben. Diese sowie eine Reihe Kalaschnikow-Sturmgewehre aus chinesischer und jugoslawischer Produktion, die als Kriegswaffen gelten, sollen sie laut Anklage samt Munition im als „Darknet“ bezeichneten anonymen Bereich des Internets verkauft haben. Zum Prozessauftakt am Donnerstag wollten sich Beide nicht äußern.

Schusswaffen in der Wohnung

Für das Handwerk war laut Anklage der 25-jährige Werkzeugmacher zuständig. Er sitzt in Untersuchungshaft. Der 28-Jährige soll in erster Linie das Geld für den Erwerb von Maschinen und Material zur Verfügung gestellt haben. Auch sollten die Gewinne aus den Waffendeals über seinen legalen Betrieb gewaschen werden.

Die Männer waren kurz nach den Terroranschlägen von Paris im November 2015 aufgeflogen. Bei Durchsuchungen der Wohnung des heute 25-Jährigen in Magstadt bei Sindelfingen wurden 16 Schusswaffen gefunden. Laut Staatsanwaltschaft hat der Mann auch Waffen an eine Adresse nach Paris verkauft. Es gebe jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass diese Waffen je in Paris ankamen oder gar bei den Terroranschlägen am 13. November 2015 mit 130 Toten verwendet wurden.

„Darknet“ macht immer wieder Schlagzeilen

Das „Darknet“ und seine Gefahren machen aktuell immer wieder Schlagzeilen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einer „große Herausforderung für uns alle“. Auch der Amokläufer von München soll seine Tatwaffe dort erworben haben - eine einst fürs Theater entschärfte, dann aber wieder scharf gemachte Waffe. Der 18-Jährige hatte am 22. Juli im Olympia-Einkaufszentrum der bayerischen Landeshauptstadt neun Menschen erschossen. Anschließend tötete er sich selbst. Der mutmaßliche Verkäufer der Waffe sitzt in Untersuchungshaft.

Prozesse wie in Stuttgart gibt es immer wieder: Erst im Juli hat das Landgericht Heidelberg einen 32-Jährigen nach Waffenhandel im „Darknet“ zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann zwischen Januar 2014 und Oktober 2015 Pistolen und Sturmgewehre sowie Zubehör illegal an verschiedene Abnehmer verkaufte. Der Richter nannte den anonymen Bereich des Internets „hochgefährlich“.

Das Landgericht Stuttgart hat fünf Termine bis 12. Oktober angesetzt.