Ein Stuttgarter
Trio soll Blüten im Nennwert von 650 000 Dollar und 60 000 Euro hergestellt haben. Zwei Verdächtige stehen in Stuttgart vor Gericht, der dritte sitzt in Italien im Gefängnis. Er lernte das Druckhandwerk während einer früheren Haftstrafe.

Stuttgart - Es klingt nach einem Filmdrehbuch: In einer Untergeschosswohnung an der Lindenspürstraße sollen Geldfälscher mindestens 650 000 Dollar und 60 000 Euro Falschgeld hergestellt haben. Ein 36-jähriger Mann und eine 54-jährige Frau müssen sich deswegen seit Freitag vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Ihm wird unter anderem gewerbsmäßige Geldfälschung vorgeworfen, ihr Beihilfe dazu. Der 36-Jährige soll zudem illegal im Besitz einer halbautomatischen Kurzwaffe gewesen sein. Einem weiteren mutmaßlichen Haupttäter kann der Prozess erst später gemacht werden, weil er derzeit wegen versuchten Mordes in Italien in Haft sitzt. Pikant: Er lernte das Druckhandwerk laut Staatsanwalt Philipp Kuhn im Gefängnis.

 

Werkstatt war „professionell ausgestattet“

Ein Tipp war es, der das Landeskriminalamt seinerzeit auf die Spur des Stuttgarter Trios brachte. Ermittler beobachteten die Verdächtigen zunächst, auch mit Hilfe eines Vertrauensmannes. Im Februar 2014 hoben sie dann bei einer Durchsuchung die laut Anklage „professionell ausgestattete Geldfälscherwerkstatt“ aus, in der Druckmaschinen, Druckplatten und Hologramme zu finden waren. Von den 500 000 Ein-Dollar-Scheinen und den 1500 Hundert-Dollar-Scheinen spürten die Ermittler nur einzelne auf. Knapp 80 Ein-Dollar-Scheine sollen nach Auskunft des Staatsanwalts in Amerika aus dem Verkehr gezogen worden sein. Die Fünf-Euro-Scheine lagen in noch unzerschnittenen Bögen in der Werkstatt. Ihre Herstellung gilt deshalb nicht als vollendete, sondern als versuchte Fälschung.

Die beiden Männer seien spätestens seit November 2012 mit Fertigung und Vertrieb der Scheine beschäftigt gewesen sein, heißt es. Der Verdächtige, der noch nicht vor Gericht steht, hatte das Druckerhandwerk gelernt, als er wegen gemeinschaftlichen Mordes lebenslang im Gefängnis saß. 2009 sei der Mann entlassen worden, so Kuhn. Wie er den 36-Jährigen und die 54-Jährige kennenlernte, sei vorerst ungeklärt. Die Frau habe im Mai und Juni 2013 nach Kunden gesucht, die das Falschgeld für 30 Prozent des Nennwerts kaufen wollten. Sie soll auch den Kontakt zu dem Vertrauensmann hergestellt haben. Zur Übergabe der Blüten kam es aber nicht, weil das Trio misstrauisch wurde.

Geldfälscher sitzen selten in Deutschland

Staatsanwalt Kuhn sagte: „Aus meiner Sicht ist die Beweislage gut.“ Die Dollarsummen hätten die Ermittler aus Gesprächen und abgehörten Telefonaten erfahren. Die beiden Angeklagten, die in Untersuchungshaft sitzen, wollen sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Der Prozess wird am 23. Dezember fortgesetzt .

Nach Auskunft der Deutschen Bundesbank und des Landeskriminalamts war dies die erste Fälscherwerkstatt seit mehreren Jahren, die in Deutschland ausgehoben wurde. Meist werde das Falschgeld, das hier in Umlauf komme, im Ausland hergestellt, beispielsweise in Italien.