Pünktlichkeit bei S-Bahnen Stuttgarter S-Bahn stellt Negativrekord auf

Noch nie waren so viele S-Bahn-Züge verspätet wie im Jahr 2019. Baustellen und Mischverkehr sorgen für Probleme. Eine Besserung ist kurzfristig nicht zu erwarten.
Stuttgart - Die S-Bahn in der Region Stuttgart ist im vergangenen Jahr so unpünktlich gewesen wie noch nie in ihrer gut 40-jährigen Geschichte. Vor allem in der Hauptverkehrszeit und auf den Linien S 1 (Herrenberg-Kirchheim/Teck), S 2 (Schorndorf-Filderstadt) und S 3 (Backnang-Flughafen) gab es viele Verspätungen. Auf diesen Verbindungen war im Berufsverkehr oft eine von vier S-Bahnen mindestens drei Minuten verspätet. Experten rechnen in den nächsten Jahren wegen zahlreicher Baustellen und immer mehr Fahrten im Regionalzugverkehr mit keiner grundlegenden Verbesserung.
Insgesamt lag 2019 die Drei-Minuten-Pünktlichkeit bei 84,4 Prozent, die Sechs-Minuten-Pünktlichkeit bei 95,3 Prozent. Damit verfehlt die S-Bahn Stuttgart, ein Teil der DB Regio, die mit der Region Stuttgart vereinbarten Zielwerte deutlich: Sie betragen 94,5 und 98 Prozent.
Als Ursache für die Verspätungen nannte ein Bahnsprecher vor allem Infrastrukturprobleme. Als Nadelöhr erweist sich immer stärker die unterirdische Stammstrecke in Stuttgart, die von allen sechs Linien genutzt wird. In dem Tunnel können nicht mehr als 24 Züge pro Stunde durchfahren. „Wir sind oft an dieser Kapazitätsgrenze“, sagt ein Bahnsprecher, auch weil der früher nur in der Hauptverkehrszeit gefahrene 15-Minuten-Takt nach und nach auf den ganzen Tag ausgedehnt wird. Störungen im Tunnel wirkten sich auf das gesamte S-Bahnnetz aus.
Baustellen als eine der Hauptgründe für Störungen
Immer problematischer wird auch, dass sich die S-Bahnen auf mehr als der Hälfte des 215 Kilometer langen Netzes die Schienen mit dem Fern-, Regional- und Güterverkehr teilen müssen. „Mit dem Zuwachs im Regionalverkehr der Stuttgarter Netze hat sich die Situation verschärft“, sagt der Bahnsprecher. So seien die von verspäteten Regionalzügen ausgelösten Einflüsse auf den S-Bahnverkehr um ein Viertel gestiegen. Die neuen Betreiber Go Ahead und Abellio haben große Probleme, den mit dem Land vereinbarten Fahrplan einzuhalten.
Als weitere Quelle von Störungen erweisen sich die Baustellen im Schienennetz rund um Stuttgart. Im vergangenen Jahr wurden im Bahnhof Esslingen und bei Stuttgart-Vaihingen Weichen und Schienen erneuert, was sich auf S 1, S 2 und S 3 auswirkte. Vor allem sorgten aber die S-21-Arbeiten an der Tunnelrampe der S-Bahn im Stuttgarter Hauptbahnhof für Verspätungen. „Die Einflüsse der Baustellen auf die Pünktlichkeit der S-Bahn waren 2019 viermal so hoch wie im Jahr zuvor“, sagt der Bahnsprecher.
Der Verband Region Stuttgart, der den S-Bahnverkehr in Auftrag gibt, spricht von einer „völlig unbefriedigenden Situation“, so Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler. Grundsätzlich sei eine „wesentliche Verbesserung erst in einigen Jahren zu erwarten, wenn die neue Signaltechnik ETCS und mehr Fahrzeuge zum Einsatz kämen.
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