Apple-Chef Tim Cook hält die aktuellen, bescheideneren Aussichten für seine Firma für kein Drama. Er hat recht, schreibt StZ-Redakteur Andreas Geldner. Der Zauber mag vorbei sein, aber die langfristigen Perspektiven sind grundsolide.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Sinnkrise beim Weltkonzern“ – so titelte schon vor der Veröffentlichung der jüngsten Zahlen von Apple ein großes deutsches Onlineportal. Der US-Technologiekonzern hat – ganz nebenbei – mal wieder Rekordzahlen veröffentlicht. Aber es ist absehbar, dass es nicht so schwungvoll weitergehen wird, wie es die vergangenen Quartale insbesondere auf dem chinesischen Markt gewesen sind. Die Story vom Absturz des wertvollsten Unternehmens der Welt wird dennoch schon länger geschrieben. Motto: Wenn man eine Vorhersage lange genug wiederholt, dann trifft sie irgendwann ein.

 

Apple ist in der Tat an einem Wendepunkt. Aber die meisten anderen Firmen würden jederzeit mit dem Konzern aus Cupertino tauschen. Es fehlen tatsächlich schon eine ganze Weile die technologischen Renner, die das Unternehmen bisher hat vorweisen können. Die Smartwatch sucht nach ihrem Markt, das Apple-TV muss noch Boden gewinnen.

Doch das Unternehmen verändert sich schlicht vom Wachstumskonzern zum Markenanbieter. In China etwa, wo Apple gerade schwächelt, hat sich die US-Firma vom Technologietreiber zur Luxusmarke gewandelt. Das bürgt kurzfristig nicht mehr für Rekorde, spricht aber langfristig für eine solide Marktposition. Um es in der Sprache der Wall Street zu formulieren, welche die jüngsten, pessimistischen Prognosen eher gelassen goutierte: Apple wird vom „growth stock“, einer Aktie mit einer Wachstumsstory, zum „value stock“, also zum Papier mit langfristiger Substanz.

Es ist eine unterhaltsame Spekulation, ob der ebenfalls immer wieder einmal perspektivisch in der Krise gesehene Suchmaschinengigant Google nun Apple bald als wertvollstes Unternehmen ablösen wird. Doch die „New York Times“ sprach vor Kur-zem in einer Analyse von den „furchterregenden fünf“, also Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft. Dies seien die fünf Unternehmen, deren dominante Position in unserem digitalen Leben auf absehbare Zeit von keinem Konkurrenten in Frage gestellt werden könne. Es mag dabei ein Auf und Ab geben und einen Wechsel in der Rangfolge. Aber jedes Geraune von einer fundamentalen Krise ist fehl am Platz.