Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster will die Debatte um den Da-Vinci-Neubau erst nach der Landtagswahl fortsetzen.

Stuttgart - Die Stuttgarter Grünen streiten seit Wochen heftig über das Für und Wider der städtebaulichen Neuordnung am Karlsplatz. Noch ist völlig offen, ob die Mehrheit in ihrer Ratsfraktion auch weiter den vom Land und der Firma Breuninger geplanten Bau neuer Ministerien, eines Luxushotels sowie von Läden und Restaurants gutheißt; offen ist vor allem, ob die Grünen, wenn es im Stadtparlament zum Schwur kommt, auch den Abriss der ehemaligen Gestapozentrale an der Dorotheenstraße billigen wird. In dieser kritischen Situation hat Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) jetzt die Initiative ergriffen: "Ich plädiere dafür, dass wir die Diskussion über die Zukunft des Quartiers am Karlsplatz erst nach der Landtagswahl am 27. März fortsetzen", sagte er gegenüber der Stuttgarter Zeitung.

Aus seinen Motiven macht der Rathauschef kein Hehl: "Ich halte nichts davon, die in dieser Frage in sich zerstrittenen Grünen jetzt politisch vorzuführen. Ich will diese Neuordnung am Karlsplatz, und ich glaube, wir sind dort auf einem guten Weg." Vor allem habe er nach den ersten Diskussionen im neuen Arbeitskreis für Zeitgeschichte den Eindruck gewonnen, "dass wir nicht nur an der Dorotheenstraße, sondern insgesamt in der Stadt zu einer neuen Form der Gedenkkultur finden können". Die Grünen selbst hätten ja angeregt, in der Rückschau auf die Zeit des Nationalsozialismus nicht nur das einstige Hotel Silber in den Blick zu nehmen, sondern alle Gedenk- und Erinnerungsorte der Stadt.

Die Haltung Rolf Schlierers ist unklar


In seinem Votum, die zeitweise hochemotional geführte Diskussion über den Abriss oder die Erhaltung des Hauses Dorotheenstraße 10 aus der bald beginnenden heißen Phase des Landtagswahlkampfes herauszuhalten, verweist der Oberbürgermeister aber auch auf weitere Aspekte: "Auch ich verstehe die Kritik, die innerhalb wie außerhalb des Stuttgarter Gemeinderats an den am Karlsplatz geplanten Baumassen geübt werden." Andererseits sehe er ein, "dass das Land aus rein finanziellen Gründen Probleme hat, diese Baumassen zu reduzieren, weil nämlich dann die Mieten für die Unterbringung der Ministeriumsmitarbeiter zu hoch werden".