Dankt die Queen bald ab? Zumindest mehren sich die Anzeichen, dass sie kürzer tritt. Es werden sogar schon Wetten abgegeben. Bei Hofe heißt es allerdings, die Königin denke nicht daran, das Zepter abzugeben.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

London - London - In Windsor hat ein Unbekannter diese Woche einige Unruhe ausgelöst. Nicht weit vom Schloss der Königin von England entfernt, hat er 200 Pfund darauf verwettet, dass Elizabeth II. dieses Jahr noch abdanken wird. Die Wettbüro-Kette Coral hat daraufhin alle Wetten zu dieser Frage ausgesetzt. Normalerweise, so erklärte eine Sprecherin des Unternehmens den ungewöhnlichen Schritt, bekomme man bei Coral höchstens 20-Pfund-Wetten zu sehen. Bei der 200-Pfund-Wette ausgerechnet in Windsor hätten die Alarmglocken im Hause Coral geschrillt: „Denn Wetten auf die Königliche Familie, die in Windsor platziert werden, treffen es in der Regel haargenau. Was nahelegt, dass es sich hier um einen Fall von Insider-Wissen handeln könnte.“

 

Nicht alle Beobachter im Vereinigten Königreich sind so argwöhnisch wie die Coral-Leute. Nicht jeder nimmt gleich an, dass sich hier Prinz Charles ein bisschen was nebenher verdienen wollte – weil ihm die Frau Mama etwas anvertraut hat, was die Welt vorerst noch nicht wissen soll. Tatsächlich hat die Queen ja immer deutlich gemacht, dass sie nicht daran denkt, zu Lebzeiten die Krone an Charles zu übergeben. Dem Beispiel der im Vorjahr in den Ruhestand getretenen holländischen Königin Beatrix werde der Welt bedeutendste Monarchin auf gar keinen Fall folgen, hat es in London bei Hofe immer geheißen. Auch wenn Elizabeth im April 88 Jahre alt wird. Eine englische Königin dankt nun einmal nicht ab. So etwas wäre, glauben die Windsors, geradezu Gotteslästerung und fürs heimische Königtum auch viel zu gefährlich.

„Jobsharing“ auf höchster Ebene

Derweil ist die neue Nervosität unter britischen Royalisten aber leicht zu verstehen. Auch Kronbeamte sprechen mittlerweile von einer „Periode des Übergangs“. Ein „sanftes Eingleiten“ ins Zielgebiet ist für den Thronfolger geplant – für den Zeitpunkt, an dem er dann wirklich einmal die Rolle des Staatsoberhaupts übernehmen wird. So soll Charles der Queen künftig mehr Pflichten abnehmen, die ihr diese Rolle auferlegt. Er soll auch sich und seine Frau Camilla, die Herzogin von Cornwall, öfter und vorteilhafter in Erscheinung bringen. Von einem „Jobsharing“, einer Arbeitsplatzteilung auf höchster Ebene, ist bereits die Rede in London. Im Mai vorigen Jahres zum Beispiel saß Charles bei der Parlamentseröffnung neben der Queen auf dem Oberhaus-Thron. Im November vertrat er die Monarchin in Sri Lanka bei der Commonwealth-Konferenz, deren Oberhaupt Elizabeth II. ist. Im Dezember reiste er zu den Begräbnis-Feierlichkeiten für Nelson Mandela nach Südafrika. Und zum Mai dieses Jahres werden er und Camilla in Kanada erwartet.

Vor allem die Strapazen großer Reisen will man der Queen und ihrem gelegentlich kränkelnden 92-jährigen Gatten Philip ersparen. Tatsächlich ist Elizabeth II. seit ihren Irland- und Australien-Reisen im Jahr 2011 nicht mehr im Ausland gewesen. Für diesen Juni ist ihre Teilnahme an den Gedenkfeiern zum 70. Jahrestags des D-Day, der Weltkriegs-Landungen, an den Stränden der Normandie vorgesehen. Es wird die 262. offizielle Auslands-Reise ihrer 62-jährigen Regentschaft werden. Aber es werde „wahrscheinlich“ auch ihre letzte sein, wollen die französischen Veranstalter von britischer Seite erfahren haben. Charles jedenfalls wird seiner Mutter auch bei dieser Reise zur Seite stehen.

Auch die jüngeren Royals werden immer stärker eingebunden. William und Catherine, der Herzog und die Herzogin von Cambridge, werden anstelle der Königin im April nach Australien und Neuseeland fliegen. Für Baby George wird gerade ein Reisepass vorbereitet. Prinz William absolviert außerdem zur Zeit einen Kurs in landwirtschaftlicher Expertise an der Uni Cambridge, der ihn zur Übernahme der Ländereien der Duchy of Cornwall von seinem Vater befähigen soll. Das Cornwall-Herzogtum geht traditionell an den Prinzen von Wales, den ersten in der Thronfolge. Es fällt an William, sobald Charles die lang ersehnte Krone zuteil wird.