Prinz Charles ist seit dem Ableben der Queen König Charles III. von England. Keiner hat länger auf die englische Krone warten müssen als der ewige Thronfolger. Der Wechsel an der Spitze des Königreichs verlief freilich nicht immer harmonisch.

Mit dem letzten Atemzug der Queen übernahm Prinz Charles das Zepter: Die Königin ist tot, lang lebe der König! So reibungslos gestaltete sich der Wechsel auf Englands Thron nicht immer. Drei Beispiele für royales Hauen und Stehen, unerwartete Todesfälle und königliche Affären.

 

Schön blutig, bitte!

Der Hundertjährige Krieg gegen Frankreich ist verloren, Englands König Henry VI. dem Wahnsinn nah. Als der Mann aus dem Hause Lancaster ihm 1455 schließlich verfällt, übernimmt ein Vetter aus dem Hause York. Der Beginn eines 30 Jahre langen Bürgerkriegs um den Thron, mit einem für beide Seiten unbefriedigenden Ende: Die männlichen Linien beider Häuser werden ausgelöscht. Das Haus Lancaster 1471 in der Schlacht von Tewkesbury, in deren Folge auch Henry VI. ermordet wird. Das Haus York, das sich ein paar Jahre auf dem Thron festsetzen kann, 1485 in der Schlacht von Bosworth, in der König Richard III. den Tod findet.

Die Wappen der verfeindeten Familien schmücken Rosen, eine rote für das Haus Lancaster, eine weiße für das Haus York, so geht der Machtkampf als Rosenkriege in die Geschichte ein, inspiriert William Shakespeare zu mehreren Dramen und George R. R. Martin zu dem Romanzyklus „Das Lied von Eis und Feuer“, auf dem die Fernsehserie „Game of Thrones“ basiert.

Die Macht übernimmt schließlich Henry Tudor, ein eher ferner Verwandter des Königshauses, von den Lancasters mangels Alternativen als Henry VII. auf den Thron gehoben. Die Hochzeit mit Elizabeth von York ist die Geburtsstunde des Hauses Tudor, beendet den Streit aber nicht. Auf Henry VII. folgt 1509 sein Sohn Henry VIII. Es ist der erste friedliche Machtwechsel seit fast 100 Jahren.

Katholiken und Welfen

England muss protestantisch bleiben. Da ist sich das Parlament einig. Anne Stuart, vierte Frau auf Englands Thron und ab 1707 erste Königin von Großbritannien, ist ohne Erben geblieben: 17-mal war sie schwanger, von den fünf lebend geborenen Kindern sterben vier im Säuglings- oder Kleinkindalter. Den designierten Thronfolger William trägt sie kurz nach dessen 11. Geburtstag zu Grabe.

So beschließt das Parlament 1701 den „Act of Settlement“, der den protestantischen Welfen die Nachfolge Annes zuspricht. Genau genommen Sophie von der Pfalz, Tochter des unglücklichen „Winterkönigs“ Friedrich, Kurfürstin von Hannover und nächste protestantische Verwandte des Königshauses. Womit 57 katholische Thronanwärter übergangen werden, die aufgrund ihrer Abstammung einen deutlich größeren Anspruch auf den Königstitel hätten.

Als Anne 1714 stirbt, ist Sophie allerdings schon sieben Wochen tot. Ihr Sohn George übernimmt und muss sich kaum ein Jahr später eines Aufstands unter Führung von Annes katholischem Halbbruder James erwehren. George setzt sich durch, und auf das Haus der Stuarts folgt das Haus Hannover, das die Geschicke Großbritanniens bis 1901 lenkt.

König wider Willen

Von schwacher Statur, so schüchtern, dass er zum Stottern neigt: Große Hoffnungen setzt das Haus Windsor nicht in Albert, Herzog von York, in der Familie nur „Berti“ genannt. Zum Glück ist „Berti“ nur der Zweite der Thronfolge. Doch auch der Erstgeborene macht dem König Sorgen. „Wenn ich tot bin, wird der Junge sich innerhalb eines Jahres ruinieren“, lässt er seinen Premierminister 1934 wissen.

1936 stirbt George V., und seine Prophezeiung bewahrheitet sich. Kein Jahr im Amt und noch nicht gekrönt, dankt Edward VIII. ab, weil er seine Geliebte Wallis Simpson nicht heiraten darf. Die US-Amerikanerin ist zweimal geschieden, keine Frau für das Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Zumindest damals. Er könne sein Amt nicht so bekleiden, „wie ich es gewollt hätte“, wenn er nicht die Unterstützung der Frau habe, „die ich liebe“, erklärt Edward.

Die geplante Krönungsfeier wird nun zu Ehren seines Bruders gefeiert: „Berti“. Der wollte nie König werden, sieht sich als einfacher Marineoffizier auch nicht ausreichend gewappnet für den Job. Die Abdankung seines Bruders bezeichnet er nur als „diesen schrecklichen Tag“.

Wider Erwarten erweist sich „Berti“ als durchaus fähiger Monarch, ein „König des Volks“. Als er 1952 überraschend stirbt, trauert ganz England. Auf den Thron folgt seine Tochter Elizabeth II. Der König ist tot, lang lebe die Königin!