Wer Filme auf der großen Leinwand sehen möchte, die es sonst nicht ins Kino schaffen, ist beim Queer Film Festival richtig. Politisch relevant, ernst, skurril oder romantisch: Am 12. November geht das Festival in Esslingen zum 27. Mal über die Bühne und wartet mit so mancher Perle auf.

Esslingen - Seit nunmehr 27 Jahren organisiert ein fast ausschließlich ehrenamtliches Team das Queer Film Festival im Kommunalen Kino (Koki) in Esslingen. Jahr für Jahr wählen die engagierten Festivalmacher bunte, skurrile und ernste Filme aus, die es anderswo nicht auf die Kinoleinwände schaffen. Auch wenn so manch einer solche Festivals eher in deutlich größeren Metropolen erwarten würde, hat sich die internationale Filmschau in den Jahren in Esslingen erfolgreich etabliert. Am Donnerstag, 12. November, startet das siebentägige Festival.

 

„Der Anfang vor fast 30 Jahren war schwer“, erinnert sich Sibylle Tejkl. „Es gab viele Widerstände aus der Politik“, sagt Tejkl, die neben der Pressearbeit auch das Festivalprogramm mitverantwortet. Was 1988 als schwul-lesbisches Filmfest begonnen hat und seit 1997 den Titel „Queer Film Festival“ trägt, stieß zu Beginn auf viele Ressentiments, über denen die berühmte Frage schwebte, warum man so ein Festival ausgerechnet im beschaulichen Esslingen brauche. Die kritischen Stimmen von einst sind laut Tejkl verschwunden. Nicht aber die Feindseligkeiten gegen Lesben und Schwule. „Untersuchungen zeigen, dass Homophobie beispielsweise an Schulen wieder deutlich zugenommen hat seit den 90er-Jahren“, sagt Tejkl. Umso wichtiger sei das Thema und damit auch ein solches Festival. So werden nicht nur Filme gezeigt, es wird auch diskutiert. Wie etwa am Dienstag mit dem Regisseur Tor Iben im Anschluss an seinen Film „Wo willst du hin, Habibi?“. Ibens Tragikkomödie erzählt die Geschichte einer Männerfreundschaft, die Rassismus, Homosexualität und Zugehörigkeit auf eine einfühlsame und zugleich komische Weise thematisiert.

Benefizabend für erstes Queer Film Festival in Rumänien

Neben klassischen Spielfilmen finden auch zahlreiche Kurzfilme sowie Experimentelles seinen Weg auf die Leinwand. Zu Tejkls Favoriten gehört dabei der Film „Je suis Annemarie Schwarzenbach“. Der Film über die lesbische Schriftstellerin aus den 20er-Jahren besticht laut Tejkl mit einer großartigen jungen Darstellerin. „Er ist unterhaltsam, witzig und spielt mit Realität und Fiktion“, sagt sie.

Sibylle Tejkl hat mit ihrem achtköpfigen Team Ehrenamtlicher zahlreiche Filme gesehen, ehe sie das Programm zusammenstellten. „Mittlerweile wird unglaublich viel produziert in dem Bereich“, sagt sie. Doch mit der Quantität ist nicht zwangsläufig die Qualität gestiegen. „Wir haben viel Müll gesichtet“, sagt Tejkl.

Etwas vom Erfolg zurückgeben möchten die Festivalmacher in diesem Jahr auch. Am Samstag, 14. November, findet um 18.15 Uhr eine Benefizveranstaltung zu Gunsten des „First Feminist and Queer International Film Festival“ in Bukarest statt, dem ersten Festival seiner Art in Rumänien. Gezeigt wird an dem Abend die Reportage „Die Schwulenheiler“. Die Doku zeigt deutsche Ärzte, die noch heute Umpolungstherapien für Homosexuelle anbieten, obwohl längst außer Frage steht, dass Homosexualität keine Krankheit ist. Im Anschluss findet eine Diskussionsrunde zum Thema Homophobie mit verschiedenen Gästen statt. Eröffnet wird das Festival allerdings mit leisen Tönen. In „Boulevard“ ist Robin Williams in seiner letzten Rolle als Banker zu sehen, der sich seinen eigenen Lebenslügen stellt.

Festival Filmprogramm

Donnerstag
18.30 Uhr: Sektempfang, 19.30 Uhr: „ Boulevard“, 21 Uhr: „All about E“

Freitag
17 Uhr: „Daniel’s World“, 19 Uhr: „Der Sommer von Sangailé“, 21 Uhr: Kurzfilmabend

Samstag
15 Uhr: Kurzfilmnachmittag, 18.15 Uhr Benefizveranstaltung („Die Schwulenheiler“ + Diskussion), 20.30 Uhr: „Margarita, with a straw“, 22.30 Uhr: „Mord in Buenos Aires“

Sonntag
15 Uhr: „Nachthelle“, 17 Uhr: „Je suis Annemarie Schwarzenbach“, 19 Uhr: „Two 4 One“, 20.45 Uhr: Waiting in the Wings: The Musical“

Montag
19 Uhr: „Das Floß!“, 21 Uhr: „Eisenstein Guanajuato“

Dienstag
19 Uhr: „Wo willst du hin, Habibi?“, anschließend Gespräch mit Regisseur Tor Iben, 21.15 Uhr: „Stories of our Lives“

Mittwoch
19 Uhr: „BFF – Beste Freundinnen für immer“, 21 Uhr: „Queen of Amsterdam“