Das Original „Heat“- nicht zu verwechseln mit dem Klassiker von Michael Mann – kennt wohl kein Mensch mehr. Dieses Remake der Geschichte um einen kaputten Ex-Detektiv in Las Vegas wird es auch nicht auf die ewige Bestenliste schaffen.

Stuttgart - Das mit den zweiten Chancen ist so eine Sache. Entweder man nutzt sie oder nicht. Im Actionstreifen „Wild Card“ verpatzt nicht nur die Hauptfigur Nick Wild (Jason Statham) einen Neuanfang, auch die Möglichkeiten der Vorlage des Drehbuchautors William Goldman, 1986 als „Heat“ schon einmal adaptiert, bleiben größtenteils ungenutzt. Dabei hat die Geschichte des desillusionierten Ex-Detektivs, der in Las Vegas von einem neuen Leben träumt, durchaus Potenzial.

 

In den ersten Minuten von „Wild Card“ kommt es auch zur Entfaltung. Nick ist ein Lügner. Und mit ihm kippt gleich zu Beginn die Glaubwürdigkeit der ganzen Erzählung: In einer ranzigen Bar geraten zwei ungleiche Männer aneinander. Der eine muskelbepackt und aggressiv, der andere mit Toupet und Designeranzug. Zur Überraschung aller gewinnt der scheinbar Schwächere das Duell. Sekunden später stellt sich heraus, dass alles nur inszeniert war.

Ein stahlharter Blick, aber sonst?

Leider hält der Regisseur Simon West dieses Spiel mit der Erzählperspektive keine Viertelstunde durch. Stattdessen kompensiert er die deutlicher werdenden Lücken der Geschichte mit ermüdend ausgedehnten Action-Sequenzen, bevorzugt in Zeitlupe und mit Nahaufnahmen, bei denen man das Gefühl bekommt, durch ein schwankendes Bullauge zu schauen. Nun ist West („The Expendables 2“) zwar nicht gerade bekannt für ästhetische Raffinesse, aber was er hier auf die Leinwand bringt, wirkt zeitweise so, als habe er die Lust am eigenen Film verloren.

Auch Jason Stathams Figur gerät dabei allenfalls zur Andeutung ihrer selbst. Während Statham sich mit bestem Ich-bin-ein- stahlharter-Actionheld-Blick durch die Story prügelt, soll sein Charakter eigentlich mehr sein als das, nämlich irgendwie gebrochen, irgendwie einsam. Irgendwie überzeugend sähe allerdings anders aus.

Wild Card. USA 2014. Regie: Simon West. Mit Jason Statham, Sofia Vergara, Milo Ventimiglia, Stanley Tucci, Anne Heche. 92 Minuten. Ab 16 Jahren.