In wenigen Tagen startet Claudia Uhlmann beim Frauenautorennen Paris-Marokko. Es ist die erste große Rallye der Kraftfahrzeug-Mechatronikerin aus Ditzingen-Heimerdingen und dann gleich eine der bekanntesten der Welt.

Ditzingen - Einfach auf die Sanddüne zuhalten, so wie die zwei Rallyefahrerinnen in dem Video – so würde Claudia Uhlmann es nicht machen. Das geht ihr zu arg aufs Getriebe. „Das tut mir schon beim Hinschauen weh“, sagt die 26-Jährige. Als Kraftfahrzeugmechatronikerin weiß sie nur zu gut, was sich unter der Motorhaube eines Transportes abspielt, wenn sich dieser mit Vollgas im Sand festfährt. Andererseits: die Rallye Paris-Marokko ist keine Spazierfahrt. Im besten Fall geht es über Schotterpisten; oft aber durch Sand oder savannenartiges Gelände, eine Höchstbelastung für jedes Auto. „Mein Ziel ist es erst einmal, dass unser Wagen heil ankommt“, sagt sie deswegen. Über Platzierungen wolle sie sich erst danach Gedanken machen.

 

Mit dem Transporter von Frankreich nach Afrika

Claudia Uhlmann schließt das Video über die Wüstenrallye, es sind Aufnahmen vom vergangenen Jahr. In wenigen Tagen wird die 26-Jährige aus Ditzingen-Heimerdingen, die in einer Hemminger Autowerkstatt arbeitet, selbst dabei sein und in einem Zweierteam einen Transporter durch die Wüste Marokkos lenken. Rund 2500 Kilometer wird das Duo in einer guten Woche zurücklegen – „je nachdem, wie viele Umwege wir fahren müssen, werden es noch mehr sein“, sagt sie.

Claudia Uhlmann ist die Co-Pilotin und Kartenleserin, am Steuer des Transporters wird eine 42-jährige Schneidermeisterin aus München sitzen. Uhlmann hat als Kraftfahrzeug-Mechatronikerin eine Menge Ahnung von Autos. Die Schneidermeisterin war schon einmal in der Wüste. Das ist die Expertise der beiden, um bei einem der bekanntesten Frauen-Autorennen der Welt mitzufahren – 160 Teams starten. „In Frankreich ist das ein Riesending“, sagt Uhlmann. Jeden Tag werde im Fernsehen groß darüber berichtet. Am 13. März geht es los.

Die Nervosität kommt erst am Eifelturm

Schon 2012 war Claudia Uhlmann die Anzeige für die Rallye Paris-Marokko in der Handwerkszeitung aufgefallen – sie mag Formel-1-Rennen, sie fährt gerne Motorrad. Als Uhlmann 2013 wieder davon las, dachte sich die junge Frau: Komm, jetzt bewirbst du dich. An zwei Autorennen hatte sie bereits als Technikerin teilgenommen, fremde Landschaften und Kulturen interessieren sie. Und als Kfz-Mechatronikerin hat sie – logisch – einen Bezug zu Autos. Als dann die Einladung zum Vorentscheid kam, war sie dennoch überrascht. Aus 120 Bewerberinnen aus ganz Deutschland wurden nur zwölf ins Allgäu eingeladen.

Getestet wurden ihre Fähigkeiten, Auto zu fahren, sich in anderen Sprachen verständlich zu machen und sich zu orientieren. Denn während der Rallye gibt es kein Handy und kein GPS-Gerät, nur Kompass und Karte sind zugelassen. Obwohl Uhlmann sich bis dato noch nie mit Kartenlesen beschäftigt hatte, wurde sie am Ende als eine von zwei Frauen ausgewählt. Nun startet sie im Team von Mercedes-Benz. „Wir haben einen Techniker. Doch den können wir nicht anfunken. Der hilft uns erst dann, wenn gar nichts mehr geht.“ Zunächst müssen Uhlmann und ihre Teamkollegin sich selbst helfen: Die Sandmatten aus dem Kofferraum nehmen, wenn sich der Wagen festgefahren hat, kleine Defekte selbst reparieren. Nervös ist sie nicht – noch nicht. „Wenn ich dann vor dem Eiffelturm stehe, dem Startpunkt der Rallye, wird sich das bestimmt ändern.“