Nachbarn des Freiberger Schulzentrums beklagen sich über leere Zigarettenschachteln und Kippen.

Stuttgarter Norden - Hier sieht es furchtbar aus“, sagt ein älterer Herr und schüttelt den Kopf. Er wohnt am Rilkeweg und möchte seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen. Was ihn und einige andere Anwohner aufregt, sind die zahlreichen Zigarettenschachteln und Kippen, die auf dem kleinen öffentlichen Platz auf Höhe des Gebäudes 53 liegen. Dort, so der Ruheständler, kämen regelmäßig Jugendliche vom benachbarten Schulzentrum Freiberg her, um zu rauchen. „Ich haben ihnen gesagt, sie sollen ihren Müll wegwerfen. Als Antwort kam dann, dass es ihre Lehrerin genauso machen würde“, erzählt der Herr. Die Schulen, so seine Forderung, sollten sich endlich um das Problem kümmern und Raucherecken einrichten.

 

„Unsere Schule ist rauchfrei“, sagt Martin Reinhardt, Rektor der Bertha-von-Suttner-Realschule. Wer beim Qualmen erwischt werde, müsse mit einem Vermerk im Klassenbuch und einer Benachrichtigung der Eltern rechnen. Auch das Verlassen des Schulgeländes sei nicht erlaubt. Als Strafe drohe beispielsweise Nachsitzen. Dass seine Schüler einige „Rückzugsräume“ hätten, ist Reinhardt bekannt, nicht aber, wo Lehrer zum Rauchen hingehen.

Volljährige Schüler dürfen das Gelände verlassen

Auch am benachbarten Eschbach-Gymnasium, das ebenfalls im Freiberger Schulzentrum beheimatet ist, herrscht Rauchverbot. Wer erwischt wird, bekommt einen Eintrag und muss eventuell einen Aufsatz über die Gefahr von Nikotin schreiben. Volljährige Schüler dürften allerdings das Gelände verlassen. Dass sie sich dann am Rilkeweg eine Zigarette anzünden, möchte Rektor Christoph Zauner nicht ausschließen. „Wir schauen stichprobenartig nach dem Rechten“, sagt er. Leider sei das Problem schwer in den Griff zu kriegen. Man appelliere regelmäßig an die Einsicht der jungen Leute, das Thema Rauchen werde auch im Unterricht aufgegriffen. Seit er Schulleiter des Gymnasiums sei, habe es erst eine Beschwerde gegeben. Grundsätzlich würde die Zahl der Raucher eher abnehmen.

In Zuffenhausen gibt es hin und wieder Beschwerden von Anwohnern des Hohensteinplatzes. „Sobald es warm wird, liegen hier wieder überall Kippen“, sagt eine junge Mutter, die öfters zum Spielplatz kommt. An der Hohensteinschule, das bestätigt Rektor Ludwig Bierbaum, herrscht Rauchverbot. Zudem dürften die minderjährigen Mädchen und Jungs das Schulgelände nicht verlassen. Während der Pausen würden zwei Aufsichtspersonen dieses Verbot überwachen. Dennoch, so räumt er ein, gelänge es hin und wieder Schülern, durchs Ausgangstor zu schlüpfen. Wer erwischt werde, bekomme einen Eintrag ins Klassenbuch, außerdem würden die Eltern benachrichtigt. Schüler versuche man durch Präventionsprogramme vom Rauchen abzuhalten. Im Großen und Ganzen, so Ludwig Bierbaum, würde die Zahl der Raucher eher abnehmen – ebenso wie die Zahl der Beschwerden von Nachbarn.

„Unsere Macht endet am Schulgelände“

Ebenfalls am Hohensteinplatz liegt die Robert-Bosch-Schule. Als berufliche Schule, das betont der stellvertretende Rektor Wolf Hofmann, habe man eine gewisse Eigenständigkeit. Als höchstes Gremium würde die Schulkonferenz über wichtige Fragen entscheiden. Sie habe festgelegt, dass innerhalb der vier Gebäude absolutes Rauchverbot herrsche. Allerdings habe jedes Gebäude im Freien eine eigene Raucherzone. Für deren Reinigung ist ein Schüler-Service-Team zuständig, bei dem auch Nichtraucher mitmachen müssen. Da die Berufsschüler in der Regel volljährig sind, dürfen sie in den Pausen gehen, wohin sie möchten. „Unsere Macht endet am Schulgelände“, sagt Hofmann. Innerhalb des Kollegiums von rund 60 Lehrern gebe es seines Wissens nur zwei Raucher, auch in den Reihen der Schüler würden immer weniger zur Zigarette greifen.

Rauchende Lehrer, das erläutert Rektorin Susanne Heß, seien auch am Neuen Gymnasium in Feuerbach eine Seltenheit. Aber auch die Schüler würden sich am Riemen reißen. Da das Schulgelände tabu wäre, würde vor allem auf dem benachbarten Festplatz gequalmt. Dort gebe es keine direkten Anwohner. „Wir versuchen, die Schüler so zu lenken, dass sie nicht bei den Nachbarn stehen“, erläutert Heß die Taktik der Schulleitung. Früher hätte es öfters Beschwerden von Nachbarn gegeben, momentan würde nichts mehr auflaufen.

Der Hausmeister kehrt die Kippen zusammen

Ähnliche Erfahrungen macht man am Weilimdorfer Solitude-Gymnasium. Dort wird vor allem auf dem Spechtweg gequalmt, der nicht zum Schulgelände gehört und an dem es im betreffenden Bereich auch keine Anwohner gibt. „Bei Bedarf kehrt der Hausmeister die Kippen zusammen“, erzählt Rektor Bruno Stegmüller. Beschwerden von Nachbarn lägen nicht vor. Lehrer würden sich zum Rauchen entweder ins Auto zurückziehen oder einen Spaziergang außerhalb des Schulareals machen. Grundsätzlich, so Stegmüllers Eindruck, nehme die Zahl der Raucher ab.