Der erste Satellit der neuen Sentinel-Flotte kann binnen einer Woche die Erde komplett abtasten. Die Daten werden frei zur Verfügung stehen.

Für das ehrgeizige Erdbeobachtungsprogramm „Copernicus“ hat die europäische Raumfahrtagentur Esa den ersten Satelliten einer neuen Flotte ins All geschossen. „Sentinel-1A“ hob am späten Donnerstagabend (MESZ) an Bord einer Sojus-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana ab. Experten des Esa-Kontrollzentrums Esoc in Darmstadt sprachen von einem Quantensprung in der Erdbeobachtung. Das Esoc wird den Satelliten steuern.

 

Der rund 2,2 Tonnen schwere „Sentinel“ (englisch für „Wächter“) verfügt über ein besonderes Radar-Instrument. Damit kann er bei jedem Wetter aus einer Höhe von rund 700 Kilometern rund um die Uhr Veränderungen der Erdoberfläche mit noch nie dagewesener Genauigkeit erfassen und große Bild- und Datenmengen liefern. So kann der Satellit die Klimaforschung und Katastropheneinsätze unterstützen oder Informationen über die Eisbedeckung der Meere weitergeben – und das kostenlos und auch für Privatleute.

„“Sentinal“ kann innerhalb von fünf bis sechs Tagen jeden Ort auf der Erde sehr gut entdecken“, sagte der Esa-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme, Volker Liebig. Die Erde wird also in weniger als einer Woche komplett erfasst. Die vergleichsweise geringe Höhe mache einen großen Unterschied. „Der Satellit kann mit seinem Radar zum Beispiel sehen, wenn Schiffe ihr Öl ins Meer kippen, oder wenn einen Öl-Unfall passiert ist.“ Jeder Satellit sei auf sieben Lebensjahre ausgelegt und habe Treibstoff für zwölf Jahre.

Erdbeobachtung per Satellit ist zwar nichts Neues. Die Sentinel-Flotte wird von europäischen Experten aber als Wendepunkt betrachtet. Esa-Flugleiter Frank-Jürgen Diekmann spricht angesichts der technischen Leistung von „einem Quantensprung“. Der Airbus Defence and Space-Manager Eckard Settelmeyer wertet die „Sentinel“-Reihe als neue Leistungsklasse: „Mit ihr kann die Erde in viel kürzerer Zeit komplett erfasst werden. So etwas hat weltweit niemand.“

Das Programm ist eine enge Zusammenarbeit zwischen europäischer Weltraumagentur Esa, europäischer Kommission, Industrie, Dienstleistern und Datennutzern. Die „Sentinel“-Daten sollen Behörden, Unternehmen, Institutionen, Umweltämtern und auch Privatleuten zur Verfügung stehen. „So können nicht nur Regierungen, sondern auch private Firmen auf Basis dieser Daten arbeiten“, meinte Liebig. Flugleiter Diekmann: „Wir hoffen, dass wir sie in weniger als drei Stunden zur Verfügung stellen können.“

In den nächsten Jahren sollen weitere „Sentinel“-Satelliten folgen. Der zweite Start ist für 2015 geplant.