Nach knapp 60 Stunden ist Philae die Batterie ausgegangen. Dennoch sind alle mit seiner Arbeit zufrieden. Weil das Minilabor nach der Landung nicht an seinem vorgesehenen Platz geblieben ist, kommt zu wenig Sonne an die Solarmodule. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.
Stuttgart - Manche Raumsonde arbeitet viel länger als geplant. Der US-Roboter Opportunity ist zum Beispiel vor elf Jahren auf dem Mars gelandet und fährt dort immer noch herum, untersucht Krater und Steine. So kann es enttäuschend sein, wenn eine Raumsonde nur das tut, wofür sie konstruiert wurde. Das Minilabor Philae auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko ist am Samstag in den Schlafmodus gegangen, als die Batterie nach knapp 60 Stunden auf der Oberfläche aufgebraucht war. Doch alle Instrumente sind in der kurzen Zeit eingesetzt worden und die Messdaten sind fast vollständig auf der Erde angekommen. Die „wissenschaftliche Hauptphase“ der Mission, wie es bei der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa) heißt, kann damit als abgeschlossen gelten. „Das ist ein großartiger Erfolg und das ganze Team ist begeistert“, sagt der Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Trotzdem schwingt Wehmut mit, dass es nun schon vorbei ist. Falls die Solarzellen, die Philae ummanteln, in den kommenden Wochen oder Monaten genügend Strom liefern, könnte sich der Roboter noch einmal melden. „Vielleicht klappt das, wenn wir näher an der Sonne sind“, sagt Ulamec. Der Komet wird erst im August 2015 den sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn erreichen. Das Mutterschiff Rosetta ist weiterhin voll funktionsfähig und wird ihn begleiten. Die Raumsonde soll beobachten, wie der Komet in der Nähe der Sonne immer aktiver wird, Gas und Staub ausstößt und einen Schweif ausbildet.
Derzeit liegt Philae den größten Teil des zwölf Stunden dauernden Kometentages im Schatten, so dass die Energie nicht mehr für Untersuchungen oder Funksignale reicht. Kurz vor dem Ende hatten die Forscher noch versucht, den Roboter ein wenig zu bewegen. Er soll einige Zentimeter abgehoben und sich ein wenig gedreht haben. Ob nun mehr Solarzellen im Sonnenlicht sind, lässt sich noch nicht sagen. Auch wo Philae genau steckt, ist weiterhin unklar. Auf den Fotos aus dem Orbit um den Kometen, hat man den Roboter noch nicht gefunden. Er war zwar am Mittwoch genau dort aufgekommen, wo er sollte, dann aber weggehüpft und etwa einen Kilometer weiter gelandet. Vermutlich sitzt er im Schatten einer Kraterwand.
Der Untergrund wirkt wie Stein
Im Laufe des Wochenendes hat die Esa keine weiteren Neuigkeiten bekannt gegeben, aber ein Forscherteam hat detailliert über den Kurznachrichtendienst Twitter von seiner Arbeit berichtet: Das Team unter der Leitung von Tilman Spohn vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin gab erste Ergebnisse bekannt und beantwortete Fragen. Die Forscher haben versucht, ein Messgerät namens MUPUS in den Kometenboden zu rammen. Es handelt sich um ein 35 Zentimeter langes, mit Sensoren bestücktes Röhrchen. Der Versuch scheiterte, weil der Komet nicht mitmachte. Selbst als die Forscher den Hammermechanismus auf die eigentlich nicht mehr zulässige Stärke 4 einstellten, den „Verzweiflungsmodus“, drang das Röhrchen nicht in den Boden ein und der Mechanismus versagte nach sieben Minuten.
So entgehen den Forschern zwar Messdaten aus dem Untergrund, doch sie zeigen sich zufrieden: „Wir haben etwas gelernt, das wir nicht erwartet hatten“, schreiben sie auf Twitter. Sie hatten ein fluffiges oder poröses Material erwartet, nun wirke der Untergrund eher wie Stein. Doch sie warnen zugleich: Vom Boden würden Wasser und andere Substanzen verdampfen – es sei daher nicht klar, ob es sich wirklich um Gestein handle. Könnte Philae in einem Einschlagskrater gelandet sein und auf einer Schicht geschmolzenen und dann zur harten Kruste erstarrten Kometenmaterials stehen?, möchte jemand auf Twitter wissen. „Darüber müssen wir ernsthaft nachdenken“, antworten die Forscher. „Keine Ahnung, ob das möglich ist.“