Weil es an Nachwuchs fehlt und Themen wie E-Mobiliät und Nachhaltigkeit wichtiger werden, soll das Fahrlehrerrecht reformiert werden. Die Veränderung gilt als überfällig.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Goslar - Gut Ding will Weile haben“, heißt es im Sprichwort. Gemessen daran muss die Reform des Fahrlehrerrechts sehr gut werden. Mindestens seit 2008 bastelt die Politik nämlich bereits daran. „Das Projekt steht schon in der dritten Legislatur auf der Agenda“, bilanziert Thomas Kirschner auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar. Und der Referent vom baden-württembergischen Verkehrsministerium stellt in Aussicht, jetzt werde es klappen. Die Sache eilt, darüber sind sich die Experten im Harz einig. Denn der Beruf muss dringend aufgewertet werden, weil der Nachwuchs fehlt. „In allen Bundesländern außer Bayern gibt es einen Fahrlehrermangel“, berichtet Rainer Zeltwanger, der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Fahrschulunternehmer. Dazu kommt, dass fast nur Männer unterrichten. Lediglich acht Prozent der Fahrlehrer sind laut dem ADAC weiblich, zu wenig angesichts der vielen Frauen und Mädchen, die das Auto- oder Motorradfahren lernen wollen.

 

Fahrlehrer sollen pädagogisch stärker geschult werden

Weitere Defizite macht Harald Pohlmann aus. Die Branche sei mit ihren 10 000 Unternehmen kleinteilig strukturiert, sagt der Mann, der mit Filialen in mehreren Bundesländern wohl die größte Fahrschule Deutschlands betreibt. Diese Kleinteiligkeit diene nicht der Sicherheit. „Häufig laufen die Dinge in unserer Branche sehr merkwürdig“, sagt Pohlmann und begrüßt, dass durch die Reform Überwachung und Kontrolle bundesweit vereinheitlicht werden sollen. Doch die Neuerungen, zu denen bereits die Bundesanstalt für Straßenwesen Vorschläge gemacht hat, sind natürlich umfassender. So soll zum Beispiel die Ausbildung der Fahrlehrer besser und von rund zehn auf mindestens zwölf Monate verlängert werden. Dabei soll der Nachwuchs stärker als bisher pädagogisch-psychologische Fähigkeiten erwerben. Wie bei der Lehrerbildung an den Schulen nach dem Pisa-Schock werde man nicht mehr das Wissen, sondern die Kompetenzen in den Vordergrund stellen und dafür Standards vorgeben, erklärt Detlev Leutner, Professor für Lernpsychologie. Und er nennt Beispiele: Die künftigen Fahrlehrer würden besser darauf vorbereitet, mit Prüfungsängsten oder Lernstörungen ihrer Kunden umzugehen.

Der Hauptschulabschluss reicht in der Regel nicht mehr

Passend zu diesen Ansprüchen soll der Hauptschulabschluss auch in der Regel nicht mehr reichen, um Fahrlehrer zu werden. Der Realschulabschluss oder die Fachhochschulreife müssen es künftig wohl sein. Auf der anderen Seite sieht die Reform vor, dass man zur Fahrlehrerausbildung für den Personenwagen nicht mehr auch den Lkw- und Motorradführerschein haben muss. Das, so heißt es vom Bundesverkehrsministerium, spare Interessenten an dem Beruf rund 3000 Euro an Kosten.

Das Ausbildungsprogramm soll zudem in Module aufgeteilt, der Anteil der Praktika erhöht werden. Auch Zukunftsthemen wie Elektromobilität und Nachhaltigkeit bekommen mehr Aufmerksamkeit. Daneben ist vorgesehen, die Kooperationsmöglichkeiten von Fahrschulen zu erweitern, Bürokratie abzubauen und das Mindestalter von 22 auf 21 Jahren zu senken. Die im Harz versammelten Experten begrüßen die Veränderungen im Grundsatz. Sie schlagen allerdings Korrekturen vor. So meinen sie etwa, dass ein Fahrlehrer zumindest auch einen Motorradführerschein haben muss.