Wer gewerbsmäßig in der Hundesausbildung arbeitet, braucht einen Sachkundenachweis. So soll sichergestellt werden, dass Hunde nicht mit brutalen Methoden traktiert werden. Zwei Hundeschulen auf den Fildern beziehen Stellung.

Filder - Die Stacheln des Halsbands bohren kraterförmige Wunden in den Hals des Hundes. Er trägt an der Stelle, an der das Band saß, ein Muster aus rot entzündetem Fleisch. Bilder wie dieses kursieren im Internet. Sie sollen vor dem Gebrauch eines Stachelhalsbands zur Hundeerziehung warnen. In Österreich und der Schweiz sind solche rabiaten Methoden untersagt. In Deutschland wird der Paragraf 3 des Tierschutzgesetzes herangezogen, um im Einzelfall die Verwendung von Stachelhalsbändern zu unterbinden und zu ahnden. Im Fachhandel können sie aber immer noch legal erworben werden.

 

Die Plieninger Hundetrainerin Angelika Greiner spricht von einer „Meidemotivation“, die beim Einsatz von Stachelhalsbändern zum Lernerfolg beim Tier führen soll. Es erfährt, dass ein Verhalten mit Schmerz bestraft wird und passt sich an, um dem körperlichen Leiden zu entgehen. Eigentlich sollte die Meidemotivation zumindest in Hundeschulen genauso der Vergangenheit angehören wie der Rohrstock in der Kindererziehung.

Hundetrainerin sieht Probleme

Seit dem 1. August 2014 gilt bundesweit eine Änderung des Tierschutzgesetzes. Der Paragraf 11 sieht nun vor, dass jeder, der gewerbsmäßig in der Hundesausbildung arbeitet, einen Sachkundenachweis erbringen muss. So soll sichergestellt werden, dass Hunde nicht mit undurchsichtigen oder brutalen Methoden traktiert werden. Da das Bundeslandwirtschaftsministerium vor anderthalb Jahren darauf verzichtet hat, für diesen Nachweis eine Prüfungsordnung zu erlassen, obliegt es aber den jeweils zuständigen Veterinärämtern, festzulegen, wann ein Hundetrainer sachkundig genug ist für den obligatorischen Nachweis.

Darin sieht die Plieninger Hundetrainerin Angelika Greiner ein Problem. Es gebe immer noch genügend Hundetrainer, die ohne Sachkundenachweis arbeiten, sagt sie. Niemand kontrolliere, welche Methoden dabei angewandt werden. „Auch bei denen, die einen Sachkundenachweis haben, schaut ja niemand nach, ob sie sich wirklich an das halten, was sie für die Prüfung gelernt haben“, sagt Angelika Greiner.

Sie setzt in ihrer Hundeschule Wedel-Wedel auf eine positive Motivation der Vierbeiner. Anstelle eines schmerzhaften Rucks an der Leine bei Fehlverhalten gibt es bei ihr ein Leckerli, wenn der Hund etwas richtig macht. Die positive Motivation sei nicht nur sanfter, sondern auch nachhaltiger, ist Greiner überzeugt. Allerdings könne es länger dauern, bis sich Erfolge einstellen. „Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Wenn Kunden vielleicht arg im Job engagiert sind, kann ich mir schon vorstellen, dass sie zu denen gehen, die schnelle Erfolge versprechen“, sagt die Hundetrainerin. Für die Tiere, aber auch für die allgemeine Sicherheit, könnte das verheerende Folgen haben, fürchtet sie. „Solche Hunde sind wie eine Bombe, die irgendwann explodiert. Das ist wie bei einer Feder, die ständig zusammengedrückt wird“, sagt Angelika Greiner.

Es brauche ein staatlich anerkanntes Modell

Elke Bauer von der Hundeschule Sillenbuch sieht ein weiteres Versäumnis bei der Änderung des Paragrafen 11 vor eineinhalb Jahren. Es fehle immer noch an einheitlichen Regeln für die Ausbildung von Hundetrainern, sagt sie. „Wir brauchen ein staatlich anerkanntes Modell, das überall gilt, am besten deutschlandweit“, sagt Bauer. Die Hundetrainerin hat ihren Sachkundenachweis vor etwa einem Jahr gemacht. Seitdem habe sie viel mehr Anfragen von Kunden als vorher, berichtet sie.

Stefan Kinkelin vom Amt für öffentliche Ordnung würde Elke Bauers positive Erfahrungen wohl als Bestätigung empfinden. Er glaubt daran, dass sich Hundebesitzer gezielt Schulen aussuchen, deren Trainer einen Sachkundeausweis vorlegen können. „Jeder will doch das Beste für seinen Hund“, sagt Kinkelin. Das System funktioniert aus seiner Sicht bereits, obwohl er zugibt, dass die Stadt bisher nur einen Bruchteil der Hundeschulen in Stuttgart überprüft hat. Das stellt für ihn kein Problem dar. „Wir hatten auch vor der Änderung des Paragrafen 11 keine großen Probleme mit dem Tierschutz bei Stuttgarter Hundeschulen“, sagt er. Stachelhalsbänder sind derweil immer noch für wenige Euro im Internet erhältlich.